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Walter Caroli
Abb. 4: Wickerts-
heimers Stationen im
Ersten Weltkrieg auf
einer Karte des
relevanten Somme-
Gebiets
dafür aber die Zerstörungen, die entsetzlich verunstaltete Landschaft
und die Gräber. Einige Zeichnungen und Aquarelle spiegeln
sehr wohl die düstere und trostlose Atmosphäre des Stellungskrieges
wider. Die farbenfrohe Gestaltung der meisten
Kriegsaquarelle, die den Betrachter verblüfft und ihm Rätsel
aufsetzt, dürfte eher der Experimentierfreudigkeit des Künstlers
als seiner Verarbeitung der Kriegserlebnisse zuzurechnen sein.
Nach dem Tod seines Vaters 1907 betrieb Wilhelm Wickerts-
heimer die väterliche Malerwerkstatt, um Mutter und Geschwister
zu ernähren und von 1912 an seine eigene Familie.
Erst im Laufe des Zweiten Weltkrieges gab er das Malergeschäft
auf, um nur noch künstlerisch tätig zu sein. Nun sah man ihn
fortwährend mit Malkasten und Staffelei in Lahr und in der
freien Landschaft. Der freischaffende Künstler wurde 1963 mit
dem Heimatpreis des Landkreises Lahr ausgezeichnet. Er starb
am 7. Februar 1968 in Offenburg und wurde in Lahr begraben.
Den Maler Wickertsheimer auf einen handwerklich geschickten
Darsteller der engeren Heimat zu reduzieren, war
bislang üblich. Dies sollte gründlich revidiert werden, denn
seine Bilder enthalten auch Botschaften. So weist beispielsweise
seine Strategie des Weglassens und Verschönerns auf das Verlorengegangene
hin und ist durchaus als Mahnung zu verstehen,
Natur und Landschaft zu schützen und zu wahren. Seine Malerei
ist auch von bedeutenden Künstlern wie van Gogh, Cezanne
und Thoma, die er sehr schätzte, beeinflusst worden. Wilhelm
Wickertsheimers „Schützengrabenbilder" entstanden während
seines Einsatzes in Nordfrankreich. Er erlebte einen Teil der
Somme-Schlacht bis zu seiner Verwundung, deshalb soll der
Verlauf dieses verlustreichen Stellungkrieges grob skizziert werden
(siehe Kasten).
Zu welchen Zeiten während seines
Fronteinsatzes Wickertsheimer in der
Lage war, seine Maltätigkeit auszuüben,
wissen wir nicht, und auch seine genaue
Funktion als Soldat während der
Gefechte ist nicht bekannt. Wahrscheinlich
sind seine in gestochener
Schrift gefertigten Beschreibungen der
über 120 Aquarelle und Zeichnungen
später angefügt worden.
Eine Auswahl der Bilder aus den
Schützengräben an der Somme soll nun
die überwiegend farbenfrohen, teilweise
aber auch düster anmutenden Ergebnisse
der unter widrigsten Umständen seiner
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