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Manfred Merker
Abb. 4: Eine
Feldpostkarte von
Hermann Hugle
(172er Regiment), -
ein Walkürenritt
vom 23.09.1918
[ wurden die Soldaten der 172er in der
Stadt untergebracht und versorgt: privat,
in Wirtschaftsräumen, Messehallen,
Festsälen und Schulen. Zusammen mit
einer Landsturmkompanie, einer Ersatzeskadron
der Jäger zu Pferde und einer
Verwundetenkompanie bildeten „die
Massenquartiere der Innenstadt ein rie-
3 siges Heerlager", wie Zeitgenossen notie-
: ren. In der Regimentschronik wird aber
\ das überaus herzliche Verhältnis zu den
Offenburgern gerühmt. Der Regiments-
\ stab residierte im Notariat des alten Ka-
i puzinerklosters, der Schulhof des Gym-
I nasiums diente als Exerzierplatz für das
: Rekrutendepot. Darum fiel auch der
| Schulunterricht in den ersten Kriegsmo-
! naten bis zum Oktober aus, zumal die
Oberstufenklassen Anfang August spon-
I tan als kriegsfreiwillige Offiziersanwärter
in die Kasernen gestürmt waren. Die
feldmäßige Kriegsausbildung für das Regiment
fand auf ausgedehnten Märschen in die Schwarzwaldtäler
statt. Im Herbst 1914 musste die „feldgraue Soldatenfront"
der 172er die geliebte Garnison Richtung Bahnhof verlassen
„unter klingendem Spiel in eine andere Welt". Der Chronist des
Regiments schließt mit den Worten: „Dies frische Erinnerungsbild
ist für viele der letzte Abschiedsgruß der Heimat gewesen,
bevor das Trichterfeld der Großkampffront sie verschlang und
sie in einem riesigen Gottesacker bettete."
Das Hauptkampfgebiet des Regiments waren anfangs die
Vogesen und später der Hauptkriegsschauplatz des Weltkriegs,
das französische Flandern. Hier waren auch in den auf dem
Denkmal verzeichneten mörderischen Materialschlachten die
größten Verluste zu beklagen, hier fanden Tausende von Infanteristen
ihr Ende und ihr Grab. Ohne den in schwerem Einsatz
erhofften Sieg zog das stark dezimierte Regiment nach dem
Waffenstillstand dann am 20.11.1918 bei Aachen zurück in die
unversehrt gebliebene Heimat, eine geschlagene, aber überall
bejubelte Mannschaft. Da Offenburg zur entmilitarisierten
Zone erklärt worden war, musste das Regiment weit im Osten,
im thüringischen Weida, demobilisiert und aufgelöst werden.
Die fast 4000 Gefallenen des 172er Regiments fanden, wie
all die zwei Millionen deutschen Gefallenen 1914/18, ihr Grab
für immer in fremder Erde, ihre letzten Ruhestätten in Feindes-
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