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Manfred Merker
beim 172er Verein, die Spenden der Ehemaligen und der Bevölkerung
geleistet haben. Ende des Jahres, am 27.12.1925, meldet
der „D'r alt Offeburger": „Entwürfe zum 170er Denkmal sind
in großer Zahl eingegangen, Zeichnungen und Modelle gegen
100 Stück". Sie werden im Bürgersaal ausgestellt, dabei ist auch
der junge Offenburger stud. arch. Max Geck/Pforzheim, der
bereits mit einem dritten Preis ausgezeichnet wurde. Damit
enden die Akteninformationen des Offenburger Stadtarchivs,
es beginnt nun die überaus ausführliche Berichterstattung
der Offenburger Zeitungen über die Grundsteinlegung am
31.05.1926, die Denkmaleinweihung am 11.07. d.J. und die
weiteren Auseinandersetzungen um die Versetzung des Denkmals
ein halbes Jahrhundert später. Wichtigste Quelle für die
Geschichte des Denkmals und alle relevanten Informationen
könnte die bei der Grundsteinlegung eingemauerte Kassette
mit einer Urkunde liefern, deren Existenz und Verbleib genauso
wenig gesichert ist wie beim benachbarten Ehrenmal für
die Gefallenen des 172er Regiments. Zum Glück ist der Inhalt
der Urkunde überliefert. Diese enthält unter anderem folgende
Angaben: Eine Liste aller Gefallenen des Regiments und ihrer
Angehörigen, die Vorgeschichte des Denkmalbaus, einige Tageszeitungen
und Geldscheine, das Festbuch der Veranstaltungen
und einen ausführlichen Überblick über die derzeitige politische
Lage in Deutschland und der Welt.
Am Tag der Grundsteinlegung Ende Mai zog der Festzug der
Kriegervereine „unter klingendem Spiel" von der Michelhalle
durch die beflaggte Stadt zum Stadtbuckel, wo sich schon die
Vertreter der Behörden, Kirchen und Schulen und eine große
Menschenmenge versammelt hatten. In seiner Ansprache betonte
der Vorsitzende des 170er Vereins, dass es aller vornehmste
Aufgabe sei, „das Andenken an die toten Kameraden
durch ein sichtbares Zeichen, ein Ehrenmal, zu ehren und
wachzuhalten". Er dankte der Stadtverwaltung und der Bevölkerung
für die tatkräftige Unterstützung. Dabei habe die Vorsorge
für die Hinterbliebenen, die der Staat im Kriege versprochen
habe, aber jetzt nicht gewährleisten könne, Vorrang vor
der Errichtung des Denkmals. Dies sei aber auch ein Ort des
Gedenkens für die Mütter und Waisen, die ja das Grab ihrer
lieben Gefallenen nicht kennen würden und niemals sehen
könnten. Totengedenken ehre jedes Volk, das Ehre und Achtung
genießt.
Das Regiment hat auch an einem weiteren Ort ein Gedenken
an seine Gefallenen installiert: Auf einer Bronzetafel am
Eingang der ehemaligen Standortkommandantur (jetzt Stadtbibliothek
) liest man die noch heute bedrückende Statistik der
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