http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0126
Denkmalkunst und gefährdetes Gedenken ^ 25
riesigen Verluste des Regiments. Als
das stolze Regiment nach dem
Waffenstillstand zur Demobilisierung
am 12.11.1918 heimwärts ziehen
musste, war es durch die vielen
mörderischen Kämpfe völlig
aufgerieben und bestand nur noch
aus 13 Offizieren und 150 Mann!
Von den Gefallenen des 170er
Regiments finden sich auf dem
Waldbachfriedhof 28 namentliche
Einzelgräber und auch die Einträge
in allen Kirchenbüchern der Offenburger
Stadtgemeinden.
Fünf Wochen nach der Grund-
t'UI'jLil'^id-ii'tiii.i.j
4
steinlegung bestätigt der Oberbürgermeister
Holler aktenkundig die Einladung der 170er zum
Festbankett der Fahnenweihe und der Denkmalsenthüllung -
das große Regimentsfest konnte beginnen: Am 10.07. wurden
mittags die zahlreichen Gäste von auswärts mit Ausgabe der
Festabzeichen und Quartierskarten am Bahnhof empfangen,
abends gab es für 3000 Teilnehmer in den landwirtschaftlichen
Hallen ein Festbankett mit der Weihe der neuen Fahne,
die der alten nachgebildet und von den Frauen gespendet worden
war. In den Ansprachen wurde ein Telegramm des abgedankten
badischen Großherzogs verlesen, der auch eine Geldspende
beigetragen hatte. Es spielte die Reichswehrkapelle von
Donaueschingen. Die Übergabe der neuen Regimentsvereinsfahne
durch einen Hauptmann des Reichswehrbataillons Donaueschingen
fand statt unter dem Wahlspruch „Ehre und
Vaterland über alles".
Zur Denkmalsenthüllung am 11.07.1926 hatte sich eine „riesige
, kaum abschätzbare Menschenmenge", die bis zum Rathaus
reichte, eingefunden, umgeben von einem Fahnenmeer
der Traditionsvereine, denen eine Gruppe Festreiter voran ritt.
Die Stadtkapelle intonierte eingangs „Die Himmel rühmen",
später das Lied vom guten Kameraden. Oberbürgermeister Holler
dankte in seiner Rede allen, die durch ihren Opfersinn in
treuer Kameradschaft ein Denkmal ermöglicht hätten, als „ein
gemeinschaftliches Ehrengrab, das die Heimat ihren Getreuen
gewidmet hat". Die Stadt als heimatliche Garnisonsstadt
nähme das Denkmal „als teures Kleinod" in ihren Schutz. Aus
dem härtesten Stein des Schwarzwalds errichtet, werde es noch
stehen, wenn alle Anwesenden längst vergessen seien. So solle
es „unseren Kindern und Kindeskindern Kunde geben von
Abb. 9: Die Totentafel
des 170er Regiments
an der ehemaligen
Offenburger Garnisonskommandantur
(heute Stadtbibliothek)
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0126