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Manfred Merker
Abbildung 14: Das
an die Grabenallee
versetzte Löwendenkmal
heute
Abb. 13: Der umstritten brüllende Löwe
An die Stelle des Denkmals trat eine ganz anders konzipierte
Statue, die Bronzefigur des von Senator Burda gestifteten monumentalen
griechischen Weingottes Dionysos von Giacomo
Manzu. Sein lateinischer Bruder Bacchus fand seinen Platz als
lustiger Wasserspeier am Eingang des Weindorfes Fessenbach,
wo er bis heute die Passanten beglückt. Was für ein schöner
Ersatz für ein umstrittenes Kriegerdenkmal für Gefallene nach
dem bis dahin schlimmsten europäischen Bruderkrieg! Dafür
jetzt ein willkommenes, leicht ironisches Kulturmonument
eines jungen Weingottes in neckisch verschmitzter Naschpose
in den Zeiten eines lang anhaltenden Friedens. Aber auch dem
Weingott wurde inzwischen ein anderer Platz zugewiesen in
Reichweite des alten Standorts an der Stadtmauer. Für seine
neuerliche Entthronung als exponierter Blickfang am Kanzlerhaus
wird er dort jetzt wenigstens allabendlich illuminiert.
Wie das Löwendenkmal der 170er und das Adlerdenkmal der
172er verlangt er nun „extra muros" an einem unauffälligeren
Standort außerhalb der Stadtmauern ein paar Schritte mehr,
will man bei ihm und bei ihnen verweilen, um dreimal über
den wechselnden Gang der Zeiten nachzusinnen.
IV. Gedanken zum Gedenken
Die beiden Offenburger Kriegerdenkmäler von 1926 und 1927
wurden in einer Zeit voller politischer und gesellschaftlicher
Spannungen errichtet. Die Verantwortlichen der Regimentsvereine
und ihre überlebenden Kameraden waren nach einem
verlorenen Krieg gegen die Nachbarn Belgien und Frankreich
von einer Übermacht der Gegner geschlagen in die unversehrte
Heimat zurückmarschiert und mussten dort den Schock eines
demütigenden Siegfriedens, eine sozialistische Revolution und
die Abdankung ihrer Kriegsherrn erleben, auf die sie vereidigt
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