Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 132
(PDF, 82 MB)
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Manfred Merker

Abb. 16: Dreimal
hoheitliches Denkmalsymbol
Adler

a) aggressiv am
1870er Denkmal

b) im Jugendstil für
die Südwestafrikaner
(Gerb erstraße)

c) efeuumrankt
flugbehindert am
172er Denkmal

eine Währungsreform beenden und im
Dawesplan eine akzeptable Neuregelung
der Reparationszahlungen erreichen
konnte. Im allgemeinen Bewusstsein trat
aber auch gleichzeitig eine Neubesinnung
auf die Kriegsjahre von 1914-1918
ein. Eine Fülle von Kriegsliteratur erschien
in Millionenauflage auf dem Büchermarkt
von Autoren wie A. Zweig, L.
Renn, H. Carossa, J. Ringelnatz und E.
Jünger. E. M. Remarques Kriegsroman
..Im Westen nichts Neues" musste immer

wieder neu aufgelegt werden. Gleichzeitig
wurden in fast jeder Stadt Kriegervereine
gegründet und Pläne für Kriegerdenkmale
entworfen, wie hier 1926 und
1927 in Offenburg. Dazu erschienen die
jeweiligen Regimentsberichte.

Die Motive der Gestaltung reichten
von Darstellungen des sterbenden Kameraden
neben einem kampfbereiten
Krieger, der trauernden Mutter neben
ihrem Sohn und dem tröstenden Christus
bis zur Heroisierung des Kämpfers.
Auch gab es unter Verzicht auf figürliche
Darstellungen schlichte Steinmonumente
mit eingemeißelten Opferzahlen
unter Symbolen von Adlern und Löwen
als Wächtern des Gedenkens. In den
Aufschriften wurde immer wieder der
Opfergedanke betont, wie auf dem Offenburger
Waldbachfriedhof: „ Seid opferbereit wie die Toten in
Kraft und Liebe für Volk und Vaterland." Die Heroisierung des
heldenhaften Kampfes las man auch auf fast allen Todesanzeigen
von Gefallenen, oft mit dem Zusatz „auf dem Altar des
Vaterlandes." Diese Formulierung tauchte auch bei allen Festreden
zur Einweihung der Kriegerdenkmäler auf, oft mit der
Aufforderung der Nachfolgebereitschaft. Opfer wurde hier
immer im Sinne von „sacrificium", d.h. aktiv dargebrachtem
Opfer, verstanden, weniger als „victima" d. h. passiv erlittenem
Leid, was der Kriegsrealität meist sicher mehr entsprach.

Heute nach 100 Jahren kann die gewaltige Last damals dargebrachter
unsäglich vieler Opfer vielleicht zur verbindenden
Idee übernationaler Opfererinnerung und Sinnstiftung als katastrophische
Geburtsstunde eines verbrüderten Europas füh-


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