http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0144
Die Kriegsbilder des Malers Karl August Arnold aus dem Ersten Weltkrieg
kehrte am 11. November 1918 ins Leben zurück".6 Wieland
Schmied hat die Beteiligung so zusammengefasst:
„Von allen Künstlern, die den Ersten Weltkrieg mehr oder weniger
versehrt überstehen sollten und doch für lange Zeit von ihm gezeichnet
blieben - Kirchner, Heckel, Meidner, Beckmann, Dix,
Grosz (Macke war schon 1914 gefallen, Weisgerber 1915, Marc
1916, Morgner 1917) - hat Dix die Opfer, die Toten im Schützengraben
und die Verstümmelten, die Krüppel, die überlebt hatten,
als verachtete Aufsenseiter der Gesellschaft am erschütterndsten
gemalt und gezeichnet; hat Grosz die leidenschaftlichsten und
bösesten Anklagen formuliert gegen die, die zum Krieg gehetzt
und dann den größten Profit aus ihm gezogen haben; hat Beckmann
die Ungeheuerlichkeit des Geschehens und Gesehenen in
beunruhigende Gleichnisse gebannt, die an Verhängnis und Verstrickung
der antiken Tragödien gemahnen ..."7
Bei der Betrachtung der Arnoldschen Aquarelle und Zeichnungen
des Kriegsgeschehens erkennt man zwar die furchtbaren
Kriegsschäden, trotzdem wirken die Bilder nicht schockierend.
Viele Aquarelle kann man als ästhetisch, luftig, harmonisch
und freundlich bezeichnen. Wie ist dieser Widerspruch möglich
? Unsere Augen sind „dank" der inzwischen entwickelten
optischen Techniken der Fotografie, vor allem aber von Film
und Video realistischere Bilder vom Krieg gewohnt. Wir sind
optisch näher am Geschehen, wenn wir den Kameramann bei
Straßenkämpfen zwischen Schutt, Staub, Schüssen, Bombenabwürfen
und einstürzenden Gebäuden zum Beispiel im syrischen
Bürgerkrieg „begleiten" und haben den Eindruck, wir
erlebten den Kampf mit. Wir sind scheinbar persönliche Augenzeugen
des Kriegsgeschehens in der Welt: Das Fernsehen
vermittelt den Eindruck, wir seien mittendrin, obwohl wir bequem
und sicher zu Hause im Fernsehsessel sitzen. Dagegen
haben die Zeichnungen und Aquarelle als Darstellungen von
statischen Augenblickssituationen für uns heutige Zeitgenossen
ihren Schrecken verloren. Sie zeigen Momentaufnahmen,
nicht den Prozess kriegerischer Grausamkeiten.
Was der Maler Karl Arnold geliefert hat, war eine der seltenen
Ausnahmen. Arnold hat mit dem ständigen Zeichnen und
Aquarellieren in den vier Kriegsjahren eine Sammlung mit
über 1200 Arbeiten geschaffen. Ihren Stellenwert beschreibt er
in seinem Tagebuch 1920/22: „Diese Skizzen und Briefe bilden
das Wertvollste, das ich in meinem Leben geschaffen habe."
Wer ist dieser leidenschaftliche Maler? Was hat ihn zu dieser
Produktivität getrieben? Wie stellt er das Kriegsgeschehen
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