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Rolf Oswald
Abb. 3 Nächtlicher
Angriff bei Deniecourt
Foucancourt.
Mai 1915
Nächtliche Beobachtungen von seinem
Wipfel-Standort reflektiert und
verarbeitete er in mehreren Gedichten:
Zum Beispiel in dem mit „Kriegsmaiennacht
1915" überschriebenen Gedicht
schwelgt er in stimmungsvoller Betrachtung
über die tiefe Stille und das
Lichtspiel des Mondes, der sein Gesicht
hinter Wolken verbirgt, über die silberne
Pracht gibt er unvermittelt eine
Meldung weiter; „... und durch die Kabel
rast die Meldung ,zwanzger haben den Graben
genommen, einhundert Mann sind
umgekommen!' Und wieder wird's stille,
nichts mehr vom Sturm ..." Und er widmet
sich wieder der geheimnisvollen
Maiennacht und dem sich mit Vogelgezwitscher
ankündenden Tag. Aber auch
den militärisch/technischen Aspekt
flicht er mit ein: „... ich starre durch die
(Fernrohr-)Gläser/ dort, ein Aufblitzen/
Wo, Wie weit, war doch da,/ganz nah -/bis ein Donnerschlag/die
Nacht erzittern macht,/ bis ein zweiter Blitzstrahl/ einen Druck
erzeugt/ auf meinem linken Daumen/ bis der zweite Donnerschlag/
ihn nochmal drücken macht/ und krampfhaft fest/ die Stoppuhr
packen lässt,/ derweil die Rechte rasch/am Triebknopf hat gedreht,/
so dass der Blitzstrahl/ mitten sitzt im Fadenkreuz:/ und rasch der
Lampe/ matter Schein:/ Stoppuhr zeigt 11 Sekunden -/ also war
doch da, ganz nah-/ Nonius haftet auf Teilscheibe/ mit 1265
(16stel)!/" Er beschreibt die einsetzende Stille und fährt fort:
„Das ist der Anfang/ zum Höllengesang/fünf Leuchtkugeln fliegen
in großem Bogen/ und machen mich blind/ an den Augen / Doch
die Landschaft erhellt/ und ein knattern ergellt/ und Vöglein kommen
geflogen/ Die wollen's nicht sehn/ wollen Züge nicht sehen/
von all dem Morden/ da drunten,/ doch ich, ich muß durch die
Gläser späh'n:/ und soll die Batterien ja erkunden! ..." Als der
Morgen graut, ist alles wieder ruhig. Der Mond hatte sich den
„... mordenden Menschen ..." verschlossen.
Karl August Arnold hat in den vier Kriegsjahren über 1200
Skizzen, Aquarelle und Federzeichnungen geschaffen.13 Viele
der Skizzen sind im Postkartenformat. Es scheint, er habe im
Osten wie im Westen jede freie Minute zum Zeichnen und
Malen genutzt. Oft hat Arnold Geschehnisse in Zeichnungen
oder Skizzen festgehalten und mit erläuternden Texten, gelegentlich
in erzählender Gedichtform, ergänzt. Meist ist nur
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