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Die Kriegsbilder des Malers Karl August Arnold aus dem Ersten Weltkrieg *| ^7
wenig Zeit, das Geschehen in schnellen
Strichen festzuhalten, bevor das Trommelfeuer
wieder einsetzt. So muten die
mit wenigen Strichen hingeworfenen
Skizzen an. Sie erzählen von existenziel-
len Momenten des Krieges, von getöteten
Kameraden, von Angst und Schrecken,
von Leid und Tod. Aquarelle beschwören
den Traum vom Frieden, Skizzen erzählen
vom Leben der Landser, von Schützengräben
, Unterständen und einzelnen
Soldaten, auch wenn sie gerade auf einem
Hocker eingenickt sind.
Seine militärische Aufgabe als Artilleriebeobachter
vom Baumwipfel kam auch
seiner künstlerischen Tätigkeit zugute.
Die Sicht aus diesen Stellungen hat ihn
vermutlich zu malerischen Motiven inspiriert
. Auf vielen seiner Aquarelle kann
man die erhöhte Position des Malers
daran erkennen, dass die Horizontlinie
weit im oberen Drittel des Bildes verläuft,
also viel Erde und nur ein schmaler Streifen
vom Himmel gezeigt wird.
Das Schloss Deniecourt, südwestlich
von Peronne, war lange Zeit Arnolds
Standort, Unterschlupf und Malmotiv.
Dieses Schloss gehörte einem Französischen
Adeligen, der auf der anderen Seite
der Front gegen die Deutschen kämpfte.
Er erreichte bei diesen Auseinandersetzungen
, dass dieses Schloss von den französischen
Angriffen zunächst bis kurz
vor Kriegsende verschont blieb. Erst
nachdem er gefallen war, hat die französische
Armee das Schloss zerstört (siehe
Abb. 9).
Offenbar war der als überzeugter Sol-
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Abb. 4: Skizzen als Momentaufnahmen aus
dem Kriegsgeschehen
dat in den Krieg gezogene Arnold nach
den grausamen Alltagserlebnissen an der Front verunsichert
und wusste nicht, wie er auf den Kriegstod seines Nebenmannes
reagieren sollte: mit Trauer, gesteigertem Patriotismus, mit
Ablehnung des Krieges, mit Mitleid? Oder ließ sich dies Sterben
einfach moralisch ignorieren? Er flüchtete sich offensichtlich
in Bitterkeit und Sarkasmus, wie seine Kommentare auf einigen
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