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wandtem Gesicht blickt er auf sie hinab. Auch
Maria, auf einem Sockel an der Wand schaut
auf sie herunter, sie scheint segnend eine Hand
über sie zu halten. Jemand hat versucht, die
Ecke feierlich zu gestalten mit Reisig oder Ästchen
und zwei hohen Kerzenständern. Das
Schicksal der beiden hat Arnold auf der Rückseite
der Postkarte mit einem sarkastischen,
bitteren Text kommentiert, aber zugleich auch
nüchtern die Personalien der Gefallenen festgehalten
: „Ich und auch mein Kamerad, kaum gedacht
, kaum gelacht war der Lust ein End' gemacht
In der Schlosskirche Deniecourt bei Peronne. 5. Mai
1915. Freiw. Inf. Ragebauer/Inf. Maierthaler S./8.
Res.-Inf. Regt. Beerdigt im Schlossfriedhof." In
einer weiteren Randnotitz fügt er die bittere
Wahrheit hinzu: „Vorgestern aus der Heimat in
die Stellung. Gestern rot, heute tot."
Merkwürdigerweise hat er diese beiden getöteten
Kameraden nochmals auf einer zweiten
Postkarte gezeichnet. Man erkennt darauf keine Verwundungen
an ihnen, sie wirken, als ob sie friedlich schliefen, handelte
es sich um Opfer von einem Giftgaseinsatz?
Auf diesem Aquarell zeigt sich exemplarisch der dualistische
Malstil von Arnold: Einerseits ist nach einem Angriff kein Stein
mehr auf dem anderen, ein Bild der Zerstörung und Vernichtung
, gleichzeitig ist es in der feinen Ausführung, dem sanften
grau, dem erdbeigen und den luftblauen Tönen ein ruhiges,
freundliches Bild. Zur Harmonie trägt die gelungene Komposition
bei: Der Blick wird durch die Straße in den Bildmittelpunkt
zur Zerstörung geführt. Diese wird zwar im Kontrast zum nach
rechts verlaufenden intakten Haus betont, gleichzeitig abgemildert
durch das Haus, das sich über den Bildrand hinaus als
idyllische Bauernkate fortsetzt. Selbst in der Grausamkeit des
Krieges sieht Arnold noch das Leichte, Luftige, und das Aquarell
wird zu einem Bild der heiteren Zerstörung.
Während seines Einsatzes an der Ostfront entstehen idyllische
Aquarelle von Bauerndörfern und Landschaften mit Weihern
und Wiesen. Daneben hielt Arnold aber auch die Kriegsgeschehnisse
seiner Kompanie fest: So hat er in mehreren
Aquarellen ihre getarnten und im Wald versteckten Geschütze
(21 cm Mörser) gemalt, die bei der Schlacht um Riga (Lettland)
im Einsatz waren.
Bei dem Angriff auf Riga gab es schwere Kämpfe mit der
russischen Armee entlang der Düna. Bei dem brennenden An-
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