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Rolf Oswald
Abb 20: Zerschossenes
Geschütz über einem
Stolleneingang,
5.6.18 / 8.30 morgens
- bei Hebuterne
Abb 21: Mein Glas auf
vorgeschobenem Beob.
vor Hebuterne 6.6.18 /
7 Uhr vormittags
einem Regal mit einer Streichholzschachtel
und weiteren Gegenständen.
Darunter ein Sack, der offenbar als
Kopfkissen für eine Ruhebank diente;
die englische Aufschrift „OATS" zeigt,
dass es ein Hafersack war, vermutlich
handelte es sich dabei um Kriegsbeute,
denn von der deutschen Heeresversorgung
stammte er sicher nicht. Am gerundeten
Dach kann man die Wellblechbaracke
erkennen. Die Bildunterschrift
„Mein Blumenstrauß" lässt darauf
schließen, dass Arnold die Blumen
nicht nur gemalt, sondern auch gepflückt
hat und dies mitten im mörderischen
Kriegsgeschehen. Zeugt dieses Ensemble
von Sehnsucht nach Frieden
und Harmonie oder versucht Arnold
sich den Krieg schön zu malen?
Schlussbemerkung: Vom Patriotismus
zu skeptischer Distanz?
Ganz offensichtlich hatte sich der naturliebende
Schüler Arnold von der patriotischen
Stimmung der Burschenschaftler
und den „Einjährigen", zu denen er
sich in Straßburg freiwillig gemeldet
hatte, anstecken lassen. Es klingt, als
habe er seinen vaterländischen Auftrag
gefunden, wenn er zu Kriegsbeginn
dichtete: „ und schwör's dem deutschen
Volke:/ für Freiheit, Ehre, Vaterland./ In
deutscher Arbeit,/ mit dem Land/ für deutschen
Geist und Treu:/ So ziehen erneut wir
aus zum Kampf/ gen eine Welt, die uns
umstellt/ul9 Doch diese patriotische
Hurra-Stimmung ist mit den Fronterfahrungen
und den Alltagserlebnissen im
Schützengraben rasch in Nachdenklichkeit
, distanzierte Beobachtung und
Skepsis umgeschlagen. Vor allem sein
genaues Hinsehen beim Skizzieren und
der Blick von der Tanne auf die kämpfenden
Soldaten haben ihm „die Augen
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