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Die Kriegsbilder des Malers Karl August Arnold aus dem Ersten Weltkrieg
und einen Gesinnungswandel begeöffnet
"
wirkt.
Aber während Maler wie Otto Dix (1891-
1969) und Georg Grosz (1893-1959) in ihren
Kriegs- und Nachkriegsbildern die Malerei als
politisches Kampfmittel gegen den Krieg einsetzten
und die Verantwortlichen mit aggressivem
Malstil scharf angegriffen haben, wirken
die Bilder von Arnold meist weich und harmonisch
. Die Aquarelle mit zerstörten Landschaften
, die Zeichnungen toter Soldaten von Arnold
klagen zwar moralisch ebenfalls an, die
Anklage scheint aber nicht das eigentliche
Motiv zu sein und sie sind nicht so scharf zugespitzt
wie bei ersteren. Er beklagt, benennt
aber nicht die Schuldigen, er dokumentiert
Zerstörung, zieht aber niemanden zur Verantwortung
. Sein Antrieb ist nicht die Denunziation
des Schreckens, sondern bleibt die Lust
am Malen, am Festhalten des Gesehenen, am farbenfrohen
Dokumentieren. Der zerstörte englische Tank ist für ihn gleichberechtigtes
Motiv mit einer Dorfstraße, einem französischen
Bauernhaus oder einem Blumenstrauß. Kann man ihm dies
zum Vorwurf machen? Die Kriegsbilder haben durchaus einen
aufklärerischen Sinn, sie beschönigen nicht das Kriegsgeschehen
und sie zeugen schon gar nicht von Kriegsverherrlichung.
Im Spannungsfeld von schonungsloser Realitätskolportage und
geschönter Naturidylle scheinen seine Kriegsbilder zu sagen:
Trotz der zerstörerischen Destruktion der Menschen hat das
Leben im Einklang mit der Natur einen Sinn. Man kann es
naiv nennen, aber es scheint, als wollte Arnold dem Krieg
etwas Aufbauendes entgegensetzen.
In seinem „Tagebuch 1920/22" schreibt er: „Den ganzen ungeheuren
Welt- und Völkerkrieg mit Deutschland in der Mitte durfte
ich miterleben als Krieger an der Front und als Künstler in der Tiefe
meines Herzens. Tiefe Wunden brachten all das Leid und all das
seelische Erleben. Aber nach außen hin schien ein jeder abgehärteter
als Granit." Und: „Kein Sonnenstrahl ließ ich an mir vorüber. Hunderte
kleiner Aquarelle und Zeichnungen beweisen das heute."20
Die Kriegsbilder von Karl August Arnold sind einhundertjährige
, künstlerisch gestaltete Zeugen eines schlimmen Weltgeschehens
. Überzeitlich mahnen sie die nachfolgenden Generationen
, nicht erneut auf nationalstaatliche und fremdenfeindliche
Ideologien hereinzufallen, sie erinnern an die tödlichen
Folgen, die damit verbunden sind.
Abb 22: „Mein
Blumenstrauß"
im Ruhequartier,
Wellblechbaracke im
Park Haplincourt,
29.7.18 morgens
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