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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 192
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Karl Volk

Konfessionsgrenze wurde, sind die Spuren der Geschichte am
deutlichsten zu erkennen. „Nichts ohne Gott". Das Göttliche
ist dem Weltlichen nahe, unzertrennt sind Diesseits und Jenseits
. Eine Flut von Festen, insbesondere Marienfeste gehörten
zur österreichischen Frömmigkeit, alle bekannten Details aus
dem Leben Mariens wurden gefeiert, Vigilien, Fasttage, Andachten
wurden abgehalten, tägliche Gebete von der katholischen
Kirche verpflichtend vorgeschrieben. Dies verlangte geradezu
danach, gegenständlich sichtbar zu sein. Menschenwerk
erhält durch den Glauben eine eigene Würde, wird „geadelt
". Doch die Gefahr der Gewöhnung an das Heilige, das
jetzt alltäglich wird und mechanisch abläuft, kann zum Aberglauben
führen oder schlicht unwirksam werden. Ein Gasthaus
bleibt ein Gasthaus und wird durch noch so viele christliche
Embleme keine Kirche. Der Alkohol befeuert die Rede, schnell
ist ein unbedachtes Wort gesprochen, ein ungerechtes Urteil
gefällt, es wird dem Betroffenen zugetragen und schon kommt
vom Gericht die Vorladung. Im folgenden Beispiel ist es 1762
Staudenwirt Philipp Ketterer selbst, der keinen Geringeren als
Gremmelsbachs Vogt Johann Faller, Heinrich Hansjakobs Ur-
urgroßvater (wegen seiner Liebe zu den Vögeln „Vogelhans"
genannt) „einen liederlichen Mann" schalt, nur weil er ihm
„eint- und andere Zehrungen entzogen habe". Er nahm die
Beschuldigung zurück, sie kostete ihn trotzdem eine halbe
Krone und 40 Kreuzer. Diese eine Anekdote mag genügen. Es
ließen sich mehrere anfügen.6

IV. Der Mittelgefellhof

Unser letztes Beispiel, ein Denkspruch, damit einziger zusammenhängender
Text, will nicht wie die vorangegangenen
Denkmale, zu einer religiösen Betrachtung auffordern oder
uns über Volksbrauchtum informieren (Abb. 7). Wir dürfen
annehmen, dass hinter diesen Versen ein wenig Stolz stand,
dass damit in weiter Umgebung der Mittelgefellhof der einzige
mindestens in Gremmelsbach und Umgebung war, an dessen
Fassade ein weithin sichtbarer Sinnspruch zu lesen ist:

Das Haus ist mein und doch nicht mein

Beim Zweiten wird es auch so sein

Dem Dritten wird es übergehen

Und der wird auch nicht ewig leben

Der Vierte zieht hinein hinaus

Nun sag mein Freund wem ist dies Haus


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