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Andre Gutmann
außergewöhnliche Dokument zur Geschichte der Juden und
Judenverfolgungen im 14. Jahrhundert im Oberrheingebiet
etwas genauer unter die Lupe zu nehmen als dies in bisherigen
Betrachtungen zu diesem Thema geschehen ist.3
Die jüdische Gemeinde von Offenburg
in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts
Von der Existenz der Offenburger Judengemeinde des 14. Jahrhunderts
sind bis heute nur wenige Zeugnisse überliefert, sofern
nicht die in ihrer Datierung umstrittene Errichtung eines der
heute herausragenden Baudenkmäler der Stadt Offenburg, die
Mikwe, ein jüdisches Ritualbad, mit ihr in Verbindung gebracht
werden kann. Erst vor Kurzem wurde der Gewölbekeller, von
dem die 44 Stufen zu dem Becken des Bades herabführen,
grundlegend saniert und dient jetzt als Ort einer im April 2016
feierlich eröffneten Ausstellung zur Funktion des Bades und
der Geschichte des jüdischen Lebens in Offenburg und in der
Ortenau. Einer in der Diskussion befindlichen sehr späten Datierung
in das 16. oder 17. Jahrhundert4 steht allerdings die Beobachtung
entgegen, dass sich nach der Auslöschung 1348 erst
im 17. Jahrhundert und dies auch nur vorübergehend während
des 30-jährigen Kriegs, genauer ab 1637, wieder eine kleine jüdische
Gemeinde in der Stadt nachweisen lässt,5 zu der auch keine
näheren Informationen vorliegen, ob sie finanziell überhaupt
in der Lage gewesen wäre, die Errichtung eines solchen Ritualbades
stemmen zu können. Plausibler erscheint es in dieser
Hinsicht, die Errichtung der Mikwe der mittelalterlichen jüdischen
Gemeinde zuzuordnen, die sich spätestens in der ersten
Hälfte des 14. Jahrhunderts in Offenburg etabliert hatte.
Über die Größe dieser Gemeinde liegen uns keine belastbaren
Informationen vor. Die ältesten Hinweise auf die Existenz
einer jüdischen Gemeinde in Offenburg sind zunächst nur indirekter
Natur. Resultierend aus den als sogenannte „ Armleder"-
Pogrome bezeichneten Judenverfolgungen zwischen 1336 und
1338 in Franken, dem Mittelrheingebiet und dem Elsass,6
nahm die Stadt Straßburg am 4. Dezember 1338 insgesamt 15
dort lebende, wohl erst kurz zuvor zugezogene jüdische Familien
in ihren Schutz, wofür diese über fünf Jahre jährlich individuelle
Summen an Schutzgeldern zu zahlen hatten, und zwar
unabhängig von den jährlich 1000 Pfund, die die jüdische
Gemeinde insgesamt an die Stadt zu leisten hatte, und den 60
Mark Silber an den König und 12 Mark Silber an den Bischof.7
Unter den genannten jüdischen Familien (mit Angabe ihrer
Abgabenlast) tauchen auch ein Lenit von Offenburg und sin kint
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