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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 197
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Die Auslöschung der jüdischen Gemeinde von Offenburg *| Qy

eilif [= 11] pfunt und ein untze-, und etwas später ein Gumbreht
von Offenburg und sine kint sehsedehalb [= 5,5] pfunt und ethuwe
und zweintzig Pfennige [= 28 Pfennige] auf.8 Der zweitgenannte
Jude Gumprecht ist nochmals 1343 und 1346 in Zusammenhang
mit einem Kreditgeschäft mit mehreren Herren von Geroldseck
und anderen Rittern und Edelknechten belegt. Um
eine Schuld von 53 Pfund an Gumprecht zurückzahlen zu
können, verpfändete Georg von Geroldseck 1343 einen Kornzehnten
, der in die Stadt Offenburg geliefert werden sollte und
zwar in ein beliebiges Haus, das Gumprecht dort besäße. Bei
Säumnis der Zahlungen sollten sich außerdem die Schuldner in
Offenburg zum Einlager einfinden.9 Demnach verfügte der seit
spätestens 1338 in Straßburg ansässige Jude Gumprecht weiterhin
über enge Beziehungen nach Offenburg, wo er auch wohl
mindestens zwei oder mehr Häuser besaß und damit, wie auch
das Kreditgeschäft mit den Geroldseckern selbst zeigt, vermutlich
recht wohlhabend gewesen sein muss. Es ist anzunehmen,
dass sich unter den Opfern des Offenburger Pogroms vom Dezember
1348 auch Angehörige der Familien des Lenit und
Gumprecht befunden haben werden.

Die Judenpogrome von 1348/49

Der Offenburger Pogrom reiht sich ein in eine größere Zahl
solcher gewaltsamer Vorgehensweisen gegen die jüdische Bevölkerung
vor allem der Städte im Reich in den Jahren 1348 und
1349.10 Ein enger, wenngleich nicht zu überschätzender Zusammenhang
zu den Judenpogromen dieser Zeit bestand mit den
gleichzeitigen Pestzügen, die Europa heimsuchten. Unter anderem
weil die Juden signifikant geringer von der Pest betroffen
waren - was möglicherweise in deren häufigen rituellen Waschungen
und dadurch besserer Körperhygiene sowie der stärkeren
Abschottung von der übrigen Stadtbevölkerung begründet
lag -, gerieten sie in der breiten Bevölkerung schnell unter
Verdacht, Auslöser der Epidemien zu sein. Ein typisches Mittel
antijüdischer Propaganda war der Vorwurf der Vergiftung der
Brunnen und anderer Gewässer, die zusätzlich als Element
einer umfassenden, religiös motivierten Verschwörung der
Juden gegen die Christen angesehen wurde, womit alle Juden
an jedem Ort unter den Generalverdacht einer Teilhabe an dieser
Verschwörung gestellt wurden.11 Dabei erscheint bemerkenswert
, dass viele Judenpogrome im Reich nicht etwa in der Folge,
sondern schon Wochen und Monate vor dem Ausbruch der Pest
an den jeweiligen Orten stattgefunden hatten, den Pogromen
also vielfach kein unmittelbarer kausaler Zusammenhang zu-


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