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236 Heiko Wa§ner
Abb. 1: Innenansicht
eines Teilstücks der
südwestlichen
Längswand der
Kernburg (mit
Kaminzug?; 8.9.2013),
zingen (nahe Badenweiler), der Schneeburg
bei Ebringen (Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald
) und auch mit der Diersburg
in der südlichen Ortenau zu vergleichen
. Im Falle der Breisgauer Beispiele ist
aufgrund von Urkunden und archäologischen
Funden eine Gründung im späten
13. Jh. bis frühen 14. Jh. anzunehmen;
die Diersburg ist noch nicht genauer datiert
.
Mit dem Grundriss der Burg Fürsteneck
oberhalb des Gehöftes ergeben
sich jedenfalls keine Hinweise auf die Zähringerzeit.
Der Baumbestand und die heutige Bebauung verstellen jedoch
den Blick darauf, dass die Burg eigentlich sehr viel größer
ist (Abb. 2). Es deutet sich im Gelände und auf der Grundkarte
1:5000 ein weitaus größerer Burgbering an, der in Richtung
NW-SO etwa 150 bis 160 m Länge einfasst. An den Rändern
geht er - im Wald auf der NO-Seite bzw. als terrassierte Weinberge
auf der SO- und SW-Seite - in steile Hänge über. Es dürfte
eine Ringmauer (oder ein Erdwall) bestanden haben, die die
Burg nach außen abschloss. Besonders im Südosten, Nordosten
und Nordwesten bestand eine breite Plattform, auf der heute
ein Wohnhaus und ein Stall stehen; außerdem erstrecken sich
hier heutzutage ein planierter Platz und eine Pferdekoppel. Insgesamt
ergibt sich eine unregelmäßig ovale Fläche von bis zu
75 m Breite. Damit wird die Fläche großer Burgen wie Geroldseck
, Schauenburg und Staufenberg erreicht und sogar übertroffen
. Jedoch ist die Verteilung der Baumassen im Falle der Burg
Fürsteneck völlig anders zu beurteilen. Verantwortlich dafür ist
die natürliche Form des Berges, die durch Abgrabungen und
Planierungen den Bedürfnissen angepasst wurde. Es ergab sich
so eine recht kleine, hoch gelegene Kernburg, unterhalb davon
eine großflächige Unterburg (Vorburg). Sie scheint eher mit
leichten Bauten (d.h. aus Holz, Fachwerk oder aus dünnerem
Mauerwerk) bestanden gewesen zu sein. Von ihnen ist daher
heute obertägig nichts mehr erhalten oder zu sehen. Die wirtschaftlichen
Funktionen der Burg scheinen wichtiger gewesen
zu sein als Repräsentations- und Wehrarchitektur. Das wird
auch aus den Beschreibungen zum zugehörigen Weinbau um
1607 deutlich: Es wäre also mit einer Trotte (Kelter), Kellern zur
Weinlagerung und einigen Ställen für Zugtiere zu rechnen,
sowie mit Wohnungen der Bediensteten, Knechte und Rebleute.
Das Aussehen der Burg ist also als weitaus weniger repräsentativ
als im Falle der besser bekannten Schauenburg anzunehmen.
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