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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 247
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Das Reichstal Harmersbach zur Zeit der Reformation

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es seye bey tag oder bey nacht wollen wir unß finden lassen, weiter
des aydts halber wir seindt der hoffnung das ja und nain so wahr zu
halten als glipt und ayd das solt ihr unß vertrawen, wir handt gott
verheissen aller dingen nicht zu schweren ... das ist unßer vleißig bitt
an euch so wollten wir redlich hauß haltten. Item lassent euwere vest
gnädig fänden, es wolt unß doch die menge gern haben undt auch
die ersamen herrn zu Harmerspach von wegen unserer arbeith und
handwerckhs.

Doch die beiden halsstarrige widertheuffer durften keine
Gnade erwarten. Junker Hans Georg von Seebach ließ sie zur
besseren Verwahrung über den Rhein nach Osthofen14 bringen
. Von einer Hinrichtung sah man ab, aber sie wurden ad
perpetuos carceres (lebenslängliche Haftstrafe, der Verf.) verurteilt
. Im dortigen Turm überlebten sie nicht lange. Andreas
starb am ersten Weihnachtstag 1573, sein älterer Bruder am
8. August 1574. Sie wurden unter dem Galgen in Osthofen begraben
, weil beide ihrem Bekenntnis nicht abgeschworen
hatten.

Vogt und Gericht im Reichstal Harmersbach beschlagnahmten
die Güter der Gebrüder Lemperlin, um die aufgelaufenen
Verfahrenskosten zu begleichen. Dagegen protestierten die
nächsten Verwandten, Jakob und Mathiß Brüderlin aus Gengenbach
, die gegen die Entrichtung der ursprünglichen Geldstrafe
auf einer Aushändigung der Güter bestanden. Ein langer
Prozess wegen etlicher in bemelter Thall Harmerspach gewesene
ungehorsame und verstorbene widerteuffer verlassenschaft15 begann
. Vor dem Rottweiler Hofgericht erhielten die Brüderlin
ihr Recht, aber die Beklagten brachten durch Einspruch den
Rechtsstreit vor das Reichskammergericht. Dort dauerte die
Auseinandersetzung bis 1611. Wie in anderen Fällen auch,
wurde das Verfahren eingestellt, nachdem die Kläger verstorben
waren.

Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts gab es als letzten Hinweis
auf diese Religionsgemeinschaft den widertäufer hof im
huob=Reicherspacher Zehend.16 Hans Schneiter wurde als Hofbesitzer
im Jahre 1591 genannt, zuvor Balthes Dietrich der Widertäufer
. Es muss also außer den Lemperlins möglicherweise
gleichzeitig, aber auch später Anhänger der Wiedertäufer gegeben
haben. Wann und wie der Hof zu seinem Namen gekommen
ist, ließ sich schon in der damaligen Zeit nicht
belegen.

Vermutlich war der Hof ursprünglich im Besitz der Juncker
von Schneiter oder Schneit.17 Sie haben wohl nicht immer im Tal
gewohnt und diesen Hof möglicherweise an andere Familien
verpachtet. Sie selbst hatten um diese Zeit ihren Adelstitel ver-


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