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Geor§ Schrott
hier, steht ein Orangerie Haus, das dort zu gar nichts verwendet ist,
auch nicht leicht verwendete werden kann und wegen seiner Unterhaltung
dem Großh. aerarium vielmehr zur Last fällt; es ist 76 Sch.
lang und 38 breitder Tachstuhl ist noch wie neu u. dies Gebäude
könnte, ganz wie es ist, mit geringen Kosten als Pfarrhaus hier verwendet
werden."63
Die Amtskellerei in Ettenheim begrüßte den Vorschlag.
Auch wenn die Baulast zu dieser Zeit beim Pächter lag, war
doch langfristig das Großherzogtum für den Unterhalt verantwortlich
. So vertrat der Amtskellerer Stölcker die Auffassung,
„dieses zu Ettenheimmünster unnüze Gebäude würde hier [in Kappel
] besonders an Mauer und Quadersteine, Steinhauerarbeiten,
Blatten, Thür und Fenster, Hausstiege q. bei der Zimmer Arbeit
durch den ganzen Dachstuhl sammt Gebälke und Ziegel, und so
noch in vielen anderen Artiklen q. solch großen Vorschub leisten,
daß, wenn zu den oben erwähnten 1600 f der Erlöß aus dem alten
von den Käuferen abzuberechnenden Gebäude, auf 6 bis 800 festi-
miert genommen, und aus der herrschaftlichen Kasse noch ein Zuschuß
von beiläufig 2500 fbis 3000 fgeschähe, das ganze Gebäude
... zustand gebracht würde."64
Um das Projekt weiter voranzubringen, wurde 1813 eine
„Abschätzung der tauglichen Materialien" vorgenommen. Die
Rede ist von einem gut erhaltenen, doppelt gedeckten Mansarddach
, „sechs Fenstergestelle [n]" (so viele befanden sich auf
der Nordseite), „andern guten Gewänden 262 Schuh" (wohl die
sieben gehauenen Fenstergewände von der Südseite, dann pro
Fenster etwa 12 Meter im Umfang), „an Stapfein 234 Schuh"
(also Treppenstufen), tausend Schuh Steinplatten (also wohl
der Bodenbelag) und „ca. 8500 Stück Ziegel".65
Allerdings zerschlugen sich die Baupläne in Kappel, und das
Orangeriehaus blieb noch einige Jahre erhalten. 1823 erwarb es
dann die Stadt Ettenheim auf Abbruch, um die Filialkirche in
Ettenheimweiler zu bauen66. So war die Geschichte der ehemaligen
Klosterorangerie endgültig zu Ende.
Interpretation: die Orangerie von Ettenheimmünster
im überregionalen Vergleich
Das „Orangeriehaus" in Ettenheimmünster wies eine spezifische
Mischung aus konventionellen und besonderen Zügen
auf. Dies zeigt sich, wenn man vergleicht, wie es andere Bauherren
mit solchen Anlagen hielten.
Nur bedingt eignen sich dabei fürstliche Orangerien als
Vergleichsobjekte. Architektonische Höchstleistungen wie die
Anlagen in Weikersheim67 oder Erlangen68 oder gar der Dresde-
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