Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 263
(PDF, 82 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0264
Die ehemalige Orangerie des Benediktinerklosters Ettenheimmünster 263

ner Zwinger69 setzten Standards, an die die Äbte als Bauherren
schon aus finanziellen Gründen niemals herankommen konnten
. Auch hatten sie ihres niedrigeren Standes wegen ihre Repräsentationskultur
in abgestufter Form zu gestalten. Zu bedenken
ist aber außerdem, dass im Umfeld von Klosteranlagen
völlig andere (garten-) architektonische Bedingungen herrschten70
als im Bereich der Residenzen. Während Schlossanlagen
auf dem Reißbrett entworfen und an geeigneter Stelle völlig
neu aus dem Boden gestampft werden konnten, waren Konventbauten
architektonisch immer auf die Stiftskirche bezogen
. Dort befanden sich in der Regel Stifter- oder auch Heiligengräber
, weswegen eine Verlegung in den seltensten Fällen
infrage kam. Aus wirtschaftlichen Gründen - zur Nutzung von
Fischweihern und Mühlen - waren viele Klostergründungen in
Flusstälern erfolgt, nicht nur bei den dafür sprichwörtlich bekannten
Zisterziensern. Die Morphologie der Umgebung setzte
den garten- und landschaftsarchitektonischen Spielräumen
dann enge Grenzen.

So war es auch im Falle Ettenheimmünsters. Der nicht umgesetzte
Idealplan des Gartens71 (Abb. 2) zeigt, dass zeitweise
ein weitaus strafferes Architekturkonzept der klösterlichen
Gesamtanlage ins Auge gefasst war. Die konkrete Realisierung
fiel aber anders aus. Die Gartenanlage wurde gedreht, und dies
führte zu einer ganzen Reihe von Kompromissen.

Schon aus rein gärtnerischer Sicht ist ein nach Norden abfallender
Terrassengarten eine unbefriedigende Lösung. Die
Stützmauern der einzelnen Plateaus lassen sich nicht für Spalierpflanzen
, schon gar nicht für Wein oder Obstbäume, nutzen
. Doch immerhin erhielt der Garten so eine ansprechende,
dreidimensionale räumliche Gliederung.

Ein weiterer Kompromiss betraf die architektonische Gesamtkonzeption
. Die Gartenfläche war nun wohl größer als auf
der Idealansicht und durch die Terrassierung auch optisch
wirkungsvoller, doch die Verlängerung der Garten-Hauptachse
führte jetzt sozusagen ins Nichts - statt auf irgendeinen wesentlichen
klösterlichen Architekturakzent einfach auf ein
Wirtschaftsgebäude hin. Die Orangerie war Point de vue der
Gartenachse, doch an keiner Stelle in Konventbau oder Präla-
tur gab es eine Blickachse, die mit dieser Linie zur Deckung
gebracht werden konnte. Solche Lösungen sind aber recht
typisch für Klosteranlagen. Man findet oder fand ähnliche
Strukturen beispielsweise in den Stiften Bronnbach72 oder
Waldsassen73.

Der überregionale Vergleich zeigt außerdem, dass Orangerien
in klösterlichen Terrassengärten öfter vorkamen. Ein ge-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0264