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lungenes, aber ebenfalls nach der Säkularisation verlorengegangenes
Beispiel stand einst auf dem Gelände des bambergischen
Zisterzienserklosters Langheim (dort aber nördlich des
Konventgevierts und zum Kloster hin abfallend)74, ein kompositorisch
weniger gut integriertes in Bamberg selbst unterhalb
des Klosters Michelsberg, ein weiteres am Abhang südlich des
österreichischen Benediktinerstifts Lambach. In Kamp75 am
Niederrhein gab es ursprünglich zwei Winterungen, allerdings
am Fuß des dortigen, vom Klostergebäude aus abfallenden Terrassengartens
.
Wiederum ein Kompromiss, fast schon eine architektonische
Notlösung, ist in dem Umstand zu sehen, dass die horti-
kulturell wichtigste Südseite der Orangerie nicht nur vom
Kloster, sondern auch vom Garten abgewandt war. So sahen
sich die Planer, also Bauherr und Architekt, genötigt, ausgerechnet
die Nordfassade als Schauseite zu gestaltet. Der Gewinn
dieser Lösung bestand in einem gut durchlichteten
Raum, der sich für sommerliche Festivitäten anbot. Ein Nachteil
war die schlechtere Beheizbarkeit im Winter. Für eine „moderne
" Lösung wie eine von der nördlichen Außenwand her zu
bedienende Kanalheizung war der Bau nicht geeignet.
Überhaupt fällt auf, dass die Einrichtung in Ettenheim-
münster ein vergleichsweise rückwärtsgewandtes Konzept umsetzt
. Andernorts war man, wohl unter dem Eindruck aufklärerischen
Nützlichkeitsdenkens, zum Bau funktionaler, aber
tendenziell schmuckloser „Schwanenhals-Orangerien" übergegangen
. Klösterliche Beispiele können heute noch in Seligenstadt
und Bronnbach besichtigt werden. Einen weiteren Eindruck
funktionalen Orangeriebaus vermittelt der am historischen
Vorbild orientierte Neubau des Glashauses im fränkischen
Triefenstein. Das Orangeriehaus in Ettenheimmünster
wirkt dagegen fast schon wie ein kleines barockes Garten-
schlösschen. Mit seiner Architektur und Bauzier ist es den
prominenteren Beispielen klösterlicher Orangerien zuzurechnen
, weniger schmuckvoll zwar als etwa die in der Reichsabtei
Echternach76, aber nicht unähnlich im Erscheinungsbild. In
einer Zeit, in der auch die Orangeriekultur mehr und mehr
unter das Diktat der Vernunft und der Nützlichkeit geraten
war, entschied sich Abt Augustin Dornblüth noch für barocken
Glanz, für eine traditionelle, auf architektonische Repräsentation
ausgerichtete Lösung.
Ungewöhnlich ist sodann das Gestaltungselement des
skulpturengeschmückten Mittelportals. Dass dort eine Büste
des Klosterheiligen Landelinus zu finden ist, setzt einen geistlichen
Akzent an einer Stelle, die mehr als andere Bereiche der
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