http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0266
Die ehemalige Orangerie des Benediktinerklosters Ettenheimmünster 265
Klosterarchitektur eine weitgehend weltliche Ausrichtung
besaß. Selbst die Orangerie war also einbezogen in eine breit
angelegte „Kult-Propaganda" für den heiligen Landelin, die
unter Abt August in Dornblüth forciert wurde.
Die Zahl von 90 Orangenbäumen, die bei der Säkularisation
vorhanden waren, ist wohl als durchschnittlicher Bestand für
ein Kloster anzusehen. Sollte es zutreffen, dass sich außer Zit-
ruspflanzen keine andere Spezies in Ettenheimmünster befanden
, so ist die Motivation für deren Haltung eher in ständischer
Repräsentation als in aufklärerischem Sammelinteresse
zu sehen, denn sonst hätte man sich bemüht, auf dem Pflanzenmarkt
auch andere exotische Gewächse für das Glashaus zu
erwerben.
Mit dem ehemaligen „Orangerie Hauß" von Ettenheimmünster
, oder genauer: mit seiner quellengestützten Rekonstruktion
(vgl. auch Abb. 6) liegt uns ein schönes und lehrreiches
Beispiel klösterlicher Kulturgeschichte vor. Auch wenn der
Verlust der klösterlichen Kernanlage ungleich schwerer wiegt,
ist doch Hacker zuzustimmen, der meint, wir müssten „eigentlich
bedauern, daß ein so schönes Gartenhäuschen abgebrochen
worden ist und damit ein Kleinod barocker Baukunst verloren
ging."77 Auch hierin ist Ettenheimmünster leider nicht zu den
Ausnahme-, sondern zu den Regelfällen zu rechnen.
Doch der Wert der Anlage ist nicht allein in ihrer künstlerischen
, architekturgeschichtlichen und ästhetischen Bedeutung
zu sehen. Klosterorangerien waren auch kommunikative
Abb. 6: CAD-
Rekonstruktion der
ehemaligen Orangerie
von Jörg Sieger
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0266