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Ralf Bernd Herden
Wache. Dem Obristen von Legisfeld sind in seinem Arrest Fesseln
angelegt worden."45
„Außer der Fortsetzung der äußerst wichtigen Untersuchung
gegen den Obersten Legisfeld und seine Mitschuldigen,
ist eine andere gegen den Reichsreferendarius von Lassolaye
und seinen Bruder, der in Fürstenbergischen Diensten ist, angestellt
. Man beschuldigt sie einer verräterischen Korrespondenz
und sie sind beide in einer strengen, gefänglichen Haft."46
„Man weiß jetzt, dass bereits am Weihnachtstage das Entlassungschreiben
des Reichsreferendarius von der lateinischen
Expedition, von Lassolaye, von Mainz einlief, das ihm zugestellt
ward, eben als er mit zweien k. k. Offizieren und einem
gewissen Doctor bei der Tafel saß. Gleich nach dessen Durchlesung
wollte er einspannen lassen, vermutlich um sich zu flüchten
; allein eben in diesem Augenblick traten einige Polizeikommissäre
herein, welche genügsame Reserve im Vorzimmer ließen
, und führten ihn sowohl als seine Gäste nacheinander in
das Polizeihaus.
Die Offiziere und der Doctor wurden von dem General G**
scharf verhört, und erst nach geschehener Aufklärung, dass sie
mit Lassolaye sonst keinen Nexus hätten, mit dem Verbot, von
dem was man sie befragte nichts zu offenbaren, entlassen. Mit
Lassolaye wurden hingegen seither mehrere Verhöre gepflogen,
bei denen sich ein sehr hoher Grad von Schuld veroffenbaret
haben muss, weil seitdem nicht nur seine Effecten gesperrt,
sondern auch die Dienerschaft entlassen und die Pferde verkauft
worden, Lassolaye selbst aber bereits dem Kriminalgerichte
übergeben ist.
So tief konnte auf einmal ein Mann fallen, der in den wichtigsten
und geheimsten Reichsangelegenheiten gebraucht ward;
der eine jährliche Einnahme von 10.000 Kaisergulden bei ledigem
Stande hatte, und von dem man folglich nie hätte erwarten
sollen, daß er die dem Reichsoberhaupte geschworene
Pflicht und Treue so weit außer acht lassen könnte. Aus dem,
was oben angeführt worden, wird man leicht schließen können
, dass bloß die Mitwissenschaft und Mitwirkung in dem
Verbrechen seines Bruders mit Legisfeld und den hiesigen Ver-
pflegungsoffizieren, obschon schwer genug, ihm dennoch nicht
die gegenwärtige Behandlung zuziehen konnte; und in der Tat,
wenn das gegründet ist, was sonst beglaubte Personen davon
wissen wollen, so ist sein Verbrechen noch viel schwerer.
Eine neuere Wiener Nachricht, die wir aber nicht verbürgen
können, sagt, Herr von Lassolaye wäre nicht in den Legisfeld-
schen Prozeß verwickelt, sondern wegen eines Unterschleifs
bei den Gütern der aufgehobenen Klöster in Untersuchung. In
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