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Ralf Bernd Herden
welches den Fiskus um 152.858 fl. betrog, davon erhielt Legisfeld
68.935 fl, und zwar von Leopold Lassolaye aus dem Reich
44.339 fl., von dem de Hondt aber 24.595 fl. Ettling bekam für
sich 5.000 fl, Sonnenfeld 6.000 fl; Polster einen Ring, eine goldene
Dose und Rheinwein, und der Referendar Lassolaye ein
Geschenk von den Armeelieferanten von 5.000 fl."51
„Der ehemalige Reichshofratsreferendar Baron Lassolaye
wurde am 09. dies nach Ungran gebracht; Sein Bruder Leopold
bleibt ein Jahr in Arrest und wird dann über die Grenze geführt.
Lassolaye, der Referendar, spielte in den legislfedschen Betrügereien
, andere Vergehen ungerechnet, eine Hauptrolle/'52
„Daß Lassolaye unweit der Festung Mungatsch desertieren
wollen, und aus einem tiefen Sumpfe mit Lebensgefahr von
den ihm nacheilenden Komitatsheiduken wieder herausgezogen
worden, ist zuverlässig."53
Der ehemalige Reichsreferendar von Lassolaye hatte aber bei
allem Elend wohl doch noch großes Glück: „Während der letzten
Tage des Kaisers (verstorben am 20. Februar 1790, der Verf.)
begnadigte dieser Monarch den bekannten Staatsgefangenen
Lassolaye, der zu einem ewigen Gefängnis verurteilt war."54
Über mögliche politische Hintergründe des Handelns des
lateinischen geheimen Reichsreferendars Carl von Lassolaye
berichtet uns später ein Werk55, das sich mit der Geschichte
Ungarns intensiver auseinandersetzt: „In den Kreis der zwischen
Preußen und Ungarn tätigen politischen Agenten
wünschte auch der frühere geheime Reichsreferendar bei der
Kaiserl. Reichs-Hofkanzlei in Wien, Baron Karl von Las Solaye
einzutreten. Joseph II. ließ ihn deshalb unter dem Verdacht,
verräterische Berichte an den Königlich preußischen Hof geschickt
und bei Getreidelieferungen unehrenhaft gehandelt zu
haben, in der Festung Munkacs gefangen setzen, und erst Leopold
II. gab ihm nach fast drei Jahren die Freiheit auf die Befürwortung
des Markgrafen von Baden. Jacobi, der schon früher
mit ihm in Verbindung gestanden hatte, erhielt nun von ihm
zahlreiche Mitteilungen über Leopold II. und empfahl ihn für
preußische Dienste nach Berlin.
Las Solaye bemühte sich durch Minister Lucchesini bei dessen
Anwesenheit in Wien, sodann - nachdem er Österreich
verlassen hatte - in Regensburg durch Goertz eine Anstellung
in Preußen zu erlangen. Friedrich Wilhelm II. wollte aber nunmehr
nichts mehr mit dem kompromittierten Mann zu schaffen
haben und ließ ihm als Gabe 2000 Thaler anweisen, ohne
seine Dienste in Anspruch zu nehmen.
Die revolutionäre Gärung in Ungarn ging nunmehr unter
dem Einfluß der französischen Revolution weiter. Es war
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