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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 281
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Die Hi-Story derer von Lassolaye

deshalb natürlich, daß Ungarn Sympathien für Frankreich,
andrerseits Teilnahmslosigkeit an dem Koalitionskrieg zeigte/'

Dieses Geschehen muss wohl im Jahre 1790 gewesen sein.
Und die Festung Munkacs? Die Plankenburg? Bei ihr handelt es
sich um ein damals ungarisches Staatgefängnis, eine Art Bastille
der Habsburger. So bleibt hier nur festzuhalten: Nicht alle
Lassolayes waren, aus welchen Gründen auch immer, die reinen
Ehrenmänner, wie sie bisher in der badischen Geschichte
dargestellt worden sind.

Nicht uninteressant auch die Tatsache, dass man Lassolaye
zuerst sehr streng bestrafte, danach aber immer wieder Milderungen
bis hin zur Begnadigung aussprach. Allein die zweimal
fünfzig Stockhiebe hätten zum Tode führen können. Und
auch auf der Flucht hatte man Lassolaye entweder erschießen
oder auf immer im Sumpf verschwinden lassen können. Auch
die Tatsache, dass man mit „ Komitatsheiduken", also einer
lokalen Truppe, sicher nicht die Eliteeinheit der damaligen
Zeit, damit beauftragte, den Gefangenen zu bewachen, kann
nachdenklich stimmen. Wollte man ihm von oben vielleicht
sogar die Möglichkeit der erfolgreichen Flucht einräumen?
Schließlich hat man ihn aus dem Sumpf gerettet und nicht
erschossen.

Lassolaye war damit wohl rund drei Jahre in der Festung
Munkatsch. Wie es ihm dort erging, ist nicht bekannt. Dass
Kettenhäftlinge unter furchtbarsten Bedingungen gehalten
wurden, ist hingegen allgemein bekannt. Die Freiheitsstrafe
wurde unter solchen Umständen zur Körperstrafe, zur Folter.

Die Kontakte, die der Verurteilte, je nach Behandlung durch
seine Bewacher, zur Außenwelt anknüpfen konnte oder durfte,
müssen sehr spärlich gewesen sein. Mit seinen Bewachern wird
er sich auf Ungarisch, der Amtssprache, verständigt haben. Die
große Bevölkerungsmehrheit dieser Ecke der k. u. k.-Monarchie
aber waren Juden, welche auch jiddisch sprachen. Das damalige
jiddisch hat übrigens nichts mit der neuhebräischen Sprache
zu tun, sondern ist ein Mischdialekt - vorwiegend aus
deutschen und polnischen, aber auch russischen und ungarischen
Ursprüngen.

Wie wir später in der badischen Geschichte noch gesehen
haben, kultivierten zumindest die Adoptivsöhne des Generalleutnants
Carl Felix von Lassolaye einen doch recht deutlichen
Antisemitismus - jedenfalls im Hinblick darauf, was den jüdischen
Baron Moritz von Haber betraf. Die Familie von Haber
stammte übrigens ursprünglich aus dem Raum Breslau. Von
dort her war Salomon von Haber nach Karlsruhe gekommen
und hatte sich nicht ohne Erfolg etabliert.


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