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Fotos im Krieg - die Abbildungen in der Zeitung „Der Kinzigtäler" 1914 287
raums daraus nachhaltige organisatorische Konsequenzen.
1917 gründete die inzwischen auch die politische Gewalt
weitgehend an sich ziehende Oberste Heeresleitung die BUFA
(„Bild- und Filmdienst") zur psychologischen Kriegsführung.
Aus ihr sollte später die noch heute agierende UFA werden.
Als Ausgangsthese kann für unseren Zeitraum dienen, dass
es zumindest formal einen zwar geringen, aber doch gewissen
Freiraum gab, gerade für eine der wenigen Tageszeitungen mit
regelmäßigen Bildern wie den „Kinzigtäler". Dabei konnte es
aber nicht um eine ausgewogene Berichterstattung gehen. Es
herrschte ein Krieg, den auch die meisten seiner Gegner als
Verteidigungskrieg ansahen, den seine Anhänger als „Kampf
um Sein oder Nichtsein" betrachteten.
Der „Kinzigtäler" druckte als eine der wenigen Provinzzeitungen
durchschnittlich jeden Tag ein Bild ab (Abb. 2). Daran
änderte auch der Krieg nichts - weder ist eine Zu- noch eine
Abnahme der Abdruckfrequenz nachweisbar. Im 1. Halbjahr
1914 war das Themenspektrum breit gestreut. Sieht man sich
aber den Bereich Regionales/Badisches an: nahezu kein Treffer.
Hier zeigt sich eine damalige Grundschwäche. Bilder erreichten
die Redaktion nur von Agenturen; was die nicht anboten,
konnte nicht abgedruckt werden. Lokaljournalisten mit eigenem
Fotoapparat gab es kaum, insbesondere auf dem Land.
Mit dem Kriegsausbruch änderte sich die Themenstruktur
grundlegend. Der Krieg im Allgemeinen und Militärisches im
Besonderen dominierten nun die Bildauswahl (Abb. 3). Grundsätzlich
ist dies wenig überraschend. Schon der „Unterhaltungsfaktor
" sprach zweifach für diesen Schwenk. Einerseits
dominierte der Krieg das öffentliche Leben und ließ jedes andere
Thema in den Hintergrund treten, andererseits versprachen
solche Fotografien einen hohen Informationsgehalt. Moderne
Kriegsführung versprach sensationelle Eindrücke jenseits
des Lebens in der Heimat. Die Erwartung des Volks auf
einen raschen Sieg musste das noch verstärken - gewonnene
Schlachten und ein weiträumiger Vormarsch versprachen begeisternde
Bilder. Zweifelsfrei war so große Nachfrage der Leserschaft
für militärische Bildsujets vorhanden und konnte mit
einem Bild pro Tag wie im „Kinzigtäler" kaum gestillt werden.7
Nun war die Bilderzeugung und folgend die Bildauswahl
aber schwierig. Lag die Erwartung in Schlachtenbildern und
der Darstellung moderner (deutscher) Waffentechnologie,
musste dies gleich enttäuscht werden. Der technische Stand
verhinderte das. Jegliche Bewegung in der Schlacht war für die
Fotografie nicht darstellbar. Dazu wäre der Einsatz für den
Fotografen auch zu gefährlich gewesen - im Unterschied zu
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