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Fotos im Krieg - die Abbildungen in der Zeitung „Der Kinzigtäler" 1914 289
bestimmte Botschaft eindrucksvoll und emotional zu übermitteln
.8 Benötigt man für dieses Verständnis aber eine Bildunterschrift
, ist der größte Wert des Bildes, die Überzeugungskraft,
die Macht zur „Überrumpelung", bereits ausgeblieben.
Sortiert sind die vorhandenen Bilder ab August 1914, nun
weitgehend allein mit Kriegshintergrund, in sechs Bereiche:
- Militärtechnik
- Patriotismusbeförderung
- militärische Ereignisse
- Zerstörungen
- Opfer
- rassistisch konnotierte Darstellungen.
Hinzuweisen ist auf die schlechte Bildqualität, dem damaligen
Stand der Technik von Fotografie und insbesondere Autotypieverfahren
entsprechend.
1. Militärtechnik
Wie erwähnt durfte schwere Technik ebenso wenig gezeigt
werden wie Festungstechnik (Abb. 4). Ausnahme von dieser
Regel war der Feind. Also durften moderne englische Geschütze
usw. gezeigt werden. Aber wollte man fortschrittliche
Technologie des Feindes präsentieren, die unter Umständen
deutschen Soldaten das Leben kostete? Hinzu trat dann gegebenenfalls
noch, dass manches dieser Geschütze ursprünglich
aus Deutschland stammte und vor dem Krieg bspw. von Krupp
exportiert worden war.
Eines fällt bei der Betrachtung der Fotografien auf: Obwohl
Militärtechnik von den genannten sechs Bereichen die meisten
Abbildungen ausweist, ist der aus ihnen zu ziehende Erkenntnisgewinn
gering. Am 8. August 1914 sind bewegungslos an
einem Geschütz stehende Soldaten zu sehen. Im Hintergrund
wird ein Gebäude angedeutet. Keinerlei Dynamik kann hier
vermittelt werden. Ursprünglich war das wahrscheinlich die
Aufnahme einer Übung, jetzt als kriegerisches Geschehen präsentiert
. Doch der Reigen begann auch anders. So sah man österreichische
Soldaten, ebenfalls am 8. August bei einer anderen
Übung (Abb. 5), oder eroberte französische Kanonen, daneben
deutsche Soldaten mit ihren schicken, aber nicht mehr
den militärtechnischen Stand bestimmenden Pickelhauben
am 1. September (Abb. 6). Überhaupt waren solche Bilder die
einfachste Lösung: Die Präsentation von Technik des Feindes,
gern auch modern, die aber erobert, zerstört oder versenkt
wurde. So kann man am 24. Oktober ein versenktes britisches
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