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302 Andreas Morgenstern
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ersten Kriegsmonate waren besonders
verlustreich - im Bild wurde nun auch
manchem Schwarzwälder fern der Front
die tägliche Gefahr für die eigenen
Söhne, Ehemänner und Väter bewusst
gemacht - aber dank des Kreuzes nur
indirekt. Außerdem war der Tote wenigstens
ordentlich begraben; das grausame
Sterben in der Fremde, der Umstand,
dass viele Soldaten überhaupt nicht begraben
werden konnten, das wurde den
Kinzigtälern nicht gezeigt. Den Angehörigen
der Opfer blieb so ein wenig Trost
- und allen Lesern ein geschöntes Bild
des Kriegs.
Abb. 24:
Der Kinzigtäler,
18. September 1914.
6. Rassismus
Die folgenden Bilder stammen alle aus
dem September 1914 und sie beschäftigen
sich alle allein mit dem russischen
Gegner.
Entgegen der realen Entwicklung, in
der wie schon beschrieben dank des raschen
Aufmarschs der Russen im Osten
die deutsche Kriegsplanung in arge
Schwierigkeiten geriet, suggerierte ein
Motiv am 1. September ein umfassendes
russisches Transportchaos (Abb. 25). Gezeigt
wurde ein einziges Durcheinander,
Material noch unverladen, die Soldaten
aber ungeschützt unter freiem Himmel
auf dem Zug. Daneben versah die Redaktion
das Bild mit dem Hinweis: „Nichts
deutet auf die mustergiltige Ordnung und Disziplin hin, die bei
uns Deutschen üblich ist/' Von oben herab wurde da geurteilt,
und das fern der Realität.
Noch deutlicher wurde die Stoßrichtung bei der Darstellung
angeblicher russischer Strafgefangener am 21. September (Abb.
26). Dazu die Titelschlagzeile: „Die von Frankreich und England
geschützte russische ,Kultur'" - Kultur in Anführungszeichen
. Gezeigt wurden in der Tat schlimmste Folteropfer. Dazu
gehörte links unten als Nr. 4 ein Sträfling, der seit 33 Jahren
Tag und Nacht an die ebenfalls abgebildete Schubkarre gebunden
sei. Hier stellt sich noch mehr als anderswo die Frage,
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