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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 305
(PDF, 82 MB)
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Fotos im Krieg - die Abbildungen in der Zeitung „Der Kinzigtäler" 1914 305

Eindruck machen, in den Schützengräben sah man ihn nicht.
All die Entbehrungen der Menschen mussten begründet werden
, sonst drohten eben doch Murren und gegebenenfalls
Unruhen.

Gab es nun das „überrumpelnde" Bild? Unzweifelhaft
wurde mit dem Medium Fotografie demonstriert: Der Feind ist
absolut böse und hinterhältig, die eigenen Truppen sind siegreich
und unüberwindlich. Aber wen beeindruckte das wirklich
? Für uns heute ist sicherlich kein Bild mit Überrumpelungsmacht
dabei, aber wir Menschen des 21. Jahrhunderts
sind nicht die Zielgruppe. Ein Bild jubelnder Soldaten wird
kaum den schweren Abschied der Lieben an die Front verklärt
haben,16 vielleicht sorgten dafür eher Bilder von den Kriegsschauplätzen
. Die sichtbaren Kriegsfolgen kamen ja nicht in
die zumindest äußerlich heile Welt des Schwarzwalds - offensichtlich
litten, neben natürlich den Soldaten, die Zivilisten.
Diese litten aber anderswo. Die Heimat wirkte durch die in
ihrer Stärke präsentierten Soldaten geschützt. Männer verteidigten
das Land - auch die praktisch umfassende Absenz von
Frauen fällt auf.

Überrumpelung, eine Bildikone, die ja Emotionen wecken
muss? Eine wirkliche Bildikone ist nicht erkennbar - nicht
einmal im mit seiner Wucht am ehesten geeigneten Bereich
Punkt 6 („Rassismus"). Grundsätzlich war das aber auch
schwierig. Sollten Ruhe, Ordnung, Disziplin, ein planmäßiger
Kriegsverlauf gezeigt werden, dann waren kaum Emotionen
darstellbar. Die Grenzen damaliger Technik, eben die fehlende
Spontaneität und nicht darstellbare Dynamik taten dann
noch ein Übriges. Ständig mussten Bildunterschriften die Botschaft
verstärken.

Das (Presse-)Bild wie hier im „Kinzigtäler" vermochte so
eine unterstützende Funktion einzunehmen, ein eigenständiger
Propagandaerfolg verband sich damit nicht. Dennoch versprach
das Foto einen authentischen Kriegseindruck - ein Bild
von der Front für die „Heimatfront".17 Natürlich vermittelten
die Bilder diesen nicht - alles Leid blieb außen vor, die Auswahl
blieb gelenkt. Das Potenzial des Bildes als Propagandamittel im
20. Jahrhundert offenbarte sich allerdings schon 1914. Es sollte
später mit moderner Technik und auch ausgefeilterem psychologisch
-propagandistischem Wissen ganz andere Dimensionen
annehmen. Ein Grundstein hierfür wurden aber schon 1914
gelegt und in einer kleinen Zeitung, mitten im scheinbar so
friedlichen Kinzigtal, vorgeführt.


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