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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 318
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Heinz G. Huber

leuchteten gesellschaftliche Aspekte in ihren Ländern, während
sich Heinz Dähnhardt und Jean Luchaire sich jeweils den
politischen Verhältnissen widmeten. Dähnhard, Volkskonservativer
und Mann der Rechten, schlug dabei mit der Polemik
gegen die „Ungerechtigkeiten des Versailler Vertrags, vor allem
gegen die Grenzziehungen im Osten"20 nationale Töne an, vermochte
aber die Atmosphäre unter den jungen Leuten nicht zu
beeinträchtigen. „Sie diskutierten Lösungsansätze, Europa auf
eine Weise zu organisieren, die für einen ,guten Deutschen' wie
für einen guten Franzosen akzeptabel wäre. Im Brennpunkt
stand hierbei der Plan einer Europäischen Föderation', den der
französische Außenminister Aristide Briand im Mai 1930 in
einem Memorandum dem Völkerbund dargelegt hatte/'21

Schließlich wurde auch auf religiöse Aspekte eingegangen.
Der Theologieprofessor Otto Piper aus Münster sprach über
„Die religiösen Stimmungen der heutigen deutschen Jugend"
und konstatierte: „Unsere heutige bündische Jugend ist ohne
Religiosität nicht zu denken." Übereinstimmungen mit
Deutschland sah darin J. Chabannes in Frankreich, der nach
dem Krieg den „Katholizismus im jungen Frankreich im Wachsen
" sah.22

Die Vortragsfolge wurde durch Musikdarbietungen eines
Streichquartetts und eines Pianisten „angenehm durchbrochen
". Zwischen den Vorträgen, an den Nachmittagen und an
den Abenden bestand auch hinreichend Zeit, sich in Gesprächen
und Diskussionen persönlich näher zu kommen. Gewöhnungsbedürftig
waren für die französischen Gäste Lagerbräuche
der Gastgeber, Frühsport, Nudelsuppe mit einem Glas
Quellwasser und die puritanische Unterbringung. Am ersten
Tag waren viele junge Franzosen vor dem spartanischen Gericht
an die üppige Tafel der Kurhotels der benachbarten Täler
geflüchtet, so dass die Vorträge dieses Tages verschoben werden
mussten.23

Den emotionalen Höhepunkt der Tagung brachte eine
schlichte, aber umso ergreifendere Feier unter freiem Himmel.
„Ganz in der Ferne leuchtete das Lichtermeer Straßburgs und
das Münster ragte wie ein schwarzer Riese in die nächtliche
Stille. Beim Schein eines mächtigen brennenden Holzstoßes
sprach Jugendpfarrer Kappes von der Bruderliebe und vom
Menschentum. Tiefe Ergriffenheit bemächtigte sich aller Teilnehmer
, als er zum Gedächtnis aller im Weltkrieg Gefallenen
einen grünen Tannenzweig den Flammen übergab."24 Otto
Abetz erinnert sich so an den Abschluss der Tagung: „Ein
mächtiger Holzstoß wurde zusammengetragen und abends
entfacht, als die ersten Sterne am nächtlichen Himmel aufzo-


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