Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 320
(PDF, 82 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0321
320

Heinz G. Huber

deutschen Interessen". Seiner Meinung nach sei das Sohlbergtreffen
ein „voller Erfolg zu Gunsten der deutschen Interessen"
gewesen. Nach Tiemann habe Abetz ein „doppeltes Spiel" betrieben
: Er habe den Eindruck erweckt, ganz neue Wege zur
deutsch-französischen Verständigung zu beschreiten, in Wirklichkeit
sich als Anwalt nationaler Revisionspolitik entpuppt.31
Demgegenüber reichten nach Ray die Indizien nicht weit
genug, um Abetz den „originären Idealismus" abzusprechen.
Die Äußerung, bei der deutsch-französischen Begegnung nationale
Interessen zu verfolgen, sei damit zu erklären, dass argwöhnische
Ministerialbeamte, die über Zuschüsse und Unterstützung
Entscheidungen trafen, besänftigt werden sollten.
Die ersten „Auftritte auf der deutsch-französischen Bühne"
seien mithin kein „Blendwerk" gewesen, sondern einem grundsätzlichen
Anliegen entsprungen.32 Die Forderung nach Revision
von Bestimmungen des Versailler Vertrags war nicht nur
in Deutschland beinahe Konsens, sondern wurde auch in französischen
Intellektuellenkreisen unabhängig vom Sohlbergtreffen
diskutiert. Die Begegnung auf dem Sohlberg hätte ein
wirklicher Neuanfang sein können.

Rückzug in die nationalen Bastionen - die Folgetreffen

Schon 1930 war vereinbart worden, im folgenden Jahr ein neues
Treffen zu organisieren - dieses Mal auf französischem Boden.
Man wählte auf französischer Seite das Ardennenstädtchen
Rethel, das durch die Kampfhandlungen im 1. Weltkrieg unter
starken Zerstörungen gelitten hatte. Damit sollte auch Verständnis
für das französische Sicherheitsbedürfnis erweckt werden.
Der Sohlbergkreis, der sich von der Arbeitsgemeinschaft der
Karlsruher Jugendbünde unabhängig gemacht hatte, trat federführend
zusammen mit dem im Juni 1931 gegründeten „Comite
d'Entente de jeunesses francaises pour le rapprochement franco-
allemand" in Erscheinung. Darin waren sechs Jugend- und
Studentenverbände mit rund 270.000 Mitgliedern zusammengeschlossen
.33 Die Tagung stand unter dem Motto: „Das junge
Deutschland und Frankreich vor europäischen Aufgaben".

Die politische Wirklichkeit holte jedoch die Teilnehmer ein.
Die Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich hatten
sich verschärft. Die Weltwirtschaftskrise in Deutschland verstärkte
die Massenarbeitslosigkeit und führte zur politischen
Radikalisierung. Hitlers NSDAP errang bei den Septemberwahlen
1930 einen sensationellen Durchbruch. Frankreich wehrte
sich gegen ein Zahlungsmoratorium für Deutschland bei den
Reparationen und legte sein Veto gegen eine deutsch-österrei-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0321