http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0322
Das Jugendtreffen 1930 auf dem Sohlberg
chische Zollunion ein. In der Frage der europäischen Abrüstung
gab es keine Fortschritte. Otto Abetz formulierte im kollektiven
„Wir" die Erwartungen der deutschen Teilnehmer:
„Wir waren gekommen, um den Franzosen in aller Schärfe und
Klarheit dazulegen, wie es mit uns Deutschen steht, und erst in
zweiter Linie über das vereinigte Europa, und zwar auf christlicher
Grundlage zu reden." Frankreich habe das Kritische der
Lage Deutschlands nicht erkannt: „Deshalb könnten die französischen
Vertreter sich immer wieder in ihren utopischen
Ideen verlieren, für die wir Deutsche sehr wenig übrig hatten,
da uns das Schicksal des Volkes zuerst auf der Seele brannte",
konstatierte ein Karlsruher Pressevertreter.34
Die Franzosen übten Kritik an der Geschlossenheit der deutschen
Delegation und ihrer bedingungslosen Unterstützung
der Reichsregierung. Sie warfen ihren Altersgenossen vor, mit
noch größerer Leidenschaft als die ältere Generation für die
Revision der Friedensverträge, für die Abschaffung der Reparationen
, den Anschluss Deutsch-Österreichs, für den Schutz der
deutschen Minderheiten und die Abrüstung der Siegermächte
einzutreten. Selbst Luchaire zeigte sich enttäuscht darüber,
dass man sich in nationale Stellungen zurückzog anstatt Fortschritte
in Richtung föderatives Europa zu machen.35
Symbolische Akte stellten wenigstens den Zusammenhalt
der Jugend im Angesicht der Geschichte her. Die Deutschen
legten vor einem französischen Kriegerdenkmal Kränze nieder,
Abb. 3: Blick vom
Sohlberg auf die
Rheinebene
(Postkarte 1930).
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