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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 322
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Heinz G. Huber

die Franzosen auf einem deutschen Soldatenfriedhof. In der
Pfarrkirche von Rethel wurde eine Messe zur Erhaltung des
Friedens gefeiert. Gemeinsam besuchte man die Schlachtfelder
der Umgebung und das Fort „La Pompelle".36

In der Woche vom 20. bis zum 26. März 1932 fand in der
Mainzer Zitadelle das dritte Jugendtreffen statt. Dort war das
„Institut für Völkerbundpädagogik" untergebracht, nachdem
die französische Besatzung 1930 abgezogen war. Die Heftigkeit
der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Krise in
Deutschland überschattete die Tagung. „Die Geister platzen
aufeinander", schrieb der Berichterstatter der Badischen
Presse.37 Rechtsextreme Kräfte von der Action Francaise, der
Herve-Jugend und von HJ und NSDAP störten immer wieder
mit provozierenden Äußerungen die Bemühungen, zu einem
sachlichen Austausch zu finden. Frankreich wurde der Vorwurf
gemacht, es „schüre durch einen ,brutalen' Wirtschaftskrieg
Not und Anarchie im Nachbarland".38 Irritationen löste die
deutsche Forderung aus, Frankreich müsse im Elsass die deutsche
Kultur fördern. Vor allem bei den politischen Diskussionen
war nichts mehr zu spüren „von der ausgleichstiftenden
Vorreiterrolle einer über Landesgrenzen verschworenen Jugend
"39, die sich als Gegenpart zu den alten Männern der etablierten
Politik begriff.

Der fruchtbare Austausch beschränkte sich hauptsächlich
auf Kultur: Eine deutsch-französische Bücherschau fand Interesse
; deutsche Künstler zeigten moderne Grafiken, die Franzosen
hatten Gemälde junger, noch unbekannter Maler mitgebracht
. Am meisten trug die Musik dazu bei, „eine seelische
Verbindung unter den Teilnehmern herzustellen"40. Der Kapellmeister
am Badischen Staatstheater, Joseph Keilberth, trat auf
wie auch der junge französische Komponist Francois Gaillard.

Die Schatten der Kollaboration

Die nationalsozialistische Machtergreifung brachte zwar nicht
das Ende der deutsch-französischen Jugendbegegnungen des
Sohlbergkreises, wohl aber die Anpassung und Unterordnung
unter die Zielvorgaben der nationalsozialistischen Frankreichpolitik
. Einher damit ging Abetz' „Metamorphose vom jugendbewegten
Idealisten zum nationalsozialistischen Funktionär".41
Er trat im Juli 1934 in die HJ ein, wurde Frankreichreferent Baidur
von Schirachs, war seit Januar 1935 für die „Dienststelle
Ribbentrop" als Frankreichexperte tätig und wurde im Herbst
1935 zum Geschäftsführer der unter nationalsozialistischen
Vorgaben neu gegründeten Deutsch-Französischen Gesellschaft.


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