Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 324
(PDF, 82 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0325
324

Heinz G. Huber

genüber der Regierung seine Nützlichkeit beweisen zu müssen
und rühmte sich, die „Gefahr eines Umfalls der französischen
Verbände abgewendet (zu haben), die für die Anti-Versailles-
Front gewonnen worden waren".45

Das letzte deutsch-französische Jugendtreffen fand vom 3.
bis 7. Januar 1934 in Berlin statt. Das neue nationalsozialistische
Deutschland sollte den Franzosen präsentiert werden. Die
Veranstaltung wurde von deutscher Seite als „Feuerwerk gezielt
propagandistischer Darbietungen"46 inszeniert. Auf französischer
Seite waren trotz des Pariser Eklats erstaunlicherweise
Vertreter von der äußersten Rechten bis zur äußersten Linken
erschienen, die Teilnehmer repräsentierten fast die gesamte
französische Jugend. Dagegen standen auf deutscher Seite Vertreter
der gleichgeschalteten studentischen Verbände und der
HJ. Der Sohlbergkreis war inzwischen der Reichsjugendführung
angegliedert.47 Die Vertreter der HJ bezeichneten sich als
Repräsentanten der gesamten deutschen Jugend.48 Der Präsident
der Reichsschriftumskammer, Hans Friedrich Blunck,
pries die „Segnungen" des Nationalsozialismus für Staat, Wirtschaft
und Kultur. Walter Reusch von der deutschen Studentenschaft
geißelte in Fortführung der vorhergehenden Tagungen
den Geist von Versailles, die deutsche Jugend erhebe mit
Recht den Anspruch auf „Ehre und Gleichberechtigung".49 Der
Führer der Berliner Studentenschaft, Hajo von Habein, versuchte
den französischen Gästen den Begriff des deutschen
„Sozialismus" zu erklären. Er pries SA und SS als „Erziehungsschule
zu unserer Gemeinschaft" und beklagte sich über die
Juden: Sie drohten „unser Volkstum zu zersetzen", hätten sich
„mit dem Marxismus" identifiziert und beabsichtigten
Deutschland „wirtschaftlich und kulturell zu vernichten".50

Auf französischer Seite verwarf man den rassisch-völkischen
Volkstumsbegriff: Nicht das Blut und das Volkstum mache
einen Menschen zum Franzosen, sondern der Wille, Franzose
zu sein. Deshalb gebe es in Frankreich keine Rassenfrage. In
den Ausführungen zum Thema „Autorität und Freiheit" lehnten
die Franzosen die absolute Autorität eines Führers oder
einer Gruppe von Menschen ab. Die internationale Autorität,
der Völkerbund, sollte gestärkt werden. Neben dem Volkstum
wünsche man eine Art Weltbürgertum (fraternite humaine) als
Grundlage für das Zusammenleben der Völker.51 Es gab aber
auf französischer Seite wie bei Drieu La Rochelle Verständnis
für den „deutschen Sozialismus", er sah im „nordischen Element
im Franzosentum" den künftigen Brückenkopf zwischen
beiden Nationen. Die Spreu begann sich vom Weizen zu scheiden
: Die Ausgangspunkte für die spätere Kollaboration oder


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0325