Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 331
(PDF, 82 MB)
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Feldpostbriefe - Die Grausamkeiten kommen nicht vor

Gefallen für Führer, Volk und Vaterland

Maria und Hermann Schwörer von Schwenden haben
in der Zeit der langen Trennung mit 66 Briefen eine
emotionale Brücke zwischen Heimat und Front aufrechterhalten
. Oft wurde die Post zur besseren Kontrolle
durchnummeriert. Tage und Wochen waren ihre
vergilbten Briefe oft unterwegs, und wenn sie diese
endlich in Händen hielten, wussten sie nicht, ob der
andere noch am Leben war. Zwischen den Eheleuten
lagen nicht nur Tausende von Kilometern, sondern
der Wahnsinn des Zweiten Weltkrieges. Maria lebte

mit den kleinen Kindern Erich und Herbert und dem Abb. 5: Kubanschild
kranken Schwiegervater in dem landwirtschaftlichen
Anwesen in Schwenden. Ihr Ehemann, der Obergefreite
Hermann Schwörer, hatte den Frankreichfeldzug hinter
sich und war jetzt bei einem Baubataillon in Russland eingesetzt
. Ehen in der Kriegs- und Nachkriegszeit waren dazu verdammt
, Ehen für lange Zeit auf Papier zu sein. Der gemeine
Soldat konnte, je nach Frontlage, bis zu 24 Monate auf Urlaub
warten müssen. So wurde der postalische Austausch zur Brücke
zwischen den zerrissenen Familien, zum starken Band zwischen
den Eheleuten. Immer wieder bestätigten sie sich ihre
Liebe zueinander, auch wenn sie durch viel Leid voneinander
getrennt waren. Sie machten sich Mut und Hoffnung auf eine
friedvolle Zukunft, wo sie wieder vereint sein könnten. Häufig
appellierte Hermann an sein „Schätzte", die Treue zu halten, so
wie er das auch tat. Also, so ganz sicher konnten sich die Liebenden
wohl nicht sein, den Partner nicht zu verlieren. Die
Umstände waren wohl für beide eine starke Prüfung. Kriegsteilnehmer
haben bestätigt, dass ihr starker Glaube in belastenden
Situationen ihnen Kraftspender war, an der Front und in Gefangenschaft
. Maria und Hermann vertrauten auf Gott und die
Macht ihrer Gebete, die eben in spiritueller Weise eine weitere
Verbindung zueinander schufen. Sie konnten auf einer zweiten
Ebene miteinander „kommunizieren". Und das ohne Einflüsse
des Krieges. Die Briefe offenbaren Ausweglosigkeit und Ohnmacht
, aber auch immer wieder Hoffnung und Sehnsucht nach
den „Tagen des Glückes" in der Heimat.

Das Medium Brief erlaubte trotz der räumlichen Trennung,
dass der Mann weiter an der Erörterung von Familienangelegenheiten
beteiligt blieb. Dazu muss man wissen, dass Hermann
Schwörer, als er starb, schon viereinhalb Jahre im Feld
gestanden hatte und seine Frau und Mutter wichtige Entscheidungen
weitgehend alleine treffen musste. Landwirtschaft und


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