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Dorothee Neumaier
ren Vorbereitungen und schickte ihn nach Nordrach, wo er
sich bis mindestens Ende November 1942 aufhielt.22 Eine Beauftragte
der Zentrale, welche von Ebner zu Kurzwecken nach
Nordrach geschickt worden war, arbeitete Wehner zu.23 Das
Fehlen des medizinischen Personals sowie der formellen Dokumente
und Formblätter belegt die überstürzte Eröffnung
des Heimes. Der zukünftige Heimarzt und -leiter Dr. August
Hagemeier traf selbst erst am 8. November in Nordrach ein.24
Die Geburt des ersten Kindes einen Tag zuvor musste deshalb
von einem auswärtigen Arzt und einer örtlichen, sehr betagten
Hebamme begleitet werden. Mit Wirkung vom 9. November
1942 wurden Hagemeier als Leiter und Standesbeamter
des Heimes „Schwarzwald" sowie der rumäniendeutsche SS-
Mann Kurt Engber als sein Standesbeamtenstellvertreter bestimmt
.25
Um die Geburten im Geheimen beurkunden zu können,
wurde für jedes Lebensbornheim ein eigenes Standesamt errichtet
. Als Abgrenzung von dem bestehenden Standesamtsbezirk
erhielten die Standesamtsbezirke des Lebensborn die römische
Ziffer II als Zusatz hinter dem jeweiligen Ortsnamen. Die
Einrichtung eines eigenen Standesamtes wurde für das Heim
„Schwarzwald" verzögert in die Wege geleitet - was sicherlich
dem Umstand geschuldet war, dass lange unklar war, wer die
Stelle als Arzt und Heimleiter übernehmen würde - und nahm
mehrere Monate in Anspruch. Zudem konnte die Bestellung
von Engber als Standesbeamtenstellvertreter nicht erfolgen, da
dieser als rumänischer Staatsangehöriger kein Reichsdeutscher
war und demzufolge nicht als deutscher Standesbeamter fungieren
konnte. Somit wurde zunächst nur Hagemeier als Standesbeamter
eingesetzt. Ein neuer Stellvertreter wurde vonseiten
des Lebensborn nicht benannt, denn darüber wurde in der
Zentrale noch beratschlagt.26 Dringlich wurde diese Entscheidung
erst mit Hagemeiers Versetzung, der am 12. Februar 1943
rückwirkend zum 1. November 1942 als Standesbeamter bestellt
worden war,27 nach Wernigerode am 27. Februar 1943.
Am 16. März wandte sich Schulz vom Amt L des Lebensborn an
den Nordracher Bürgermeister Ludwig Spitzmüller und veranlasste
ihn, im Einvernehmen mit dem Reichsminister des Inneren
, Hagemeier mit Wirkung vom 27. Februar als Standesbeamter
zu entlassen und an seine Stelle als Standesbeamtenstellver-
treterin mit Wirkung vom 28. Februar 1943 NS-Oberschwester
Gerda Kniebe zu bestellen.28
Am 29. März 1943 wurde in Nordrach über die Abgrenzung
des Standesamtsbezirks Nordrach II gegenüber dem
Standesamtsbezirk Nordrach I verhandelt.29 Als Vertreter des
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