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Die Gemeinde Nordrach und das Lebensbornheim „Schwarzwald"
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Bürgermeisters war Ratsschreiber Gissler, vonseiten des Vereins
Lebensborn e. V. der Jurist Erich Schulz sowie Landrat
Dr. Ludwig Wagner zugegen. Hierbei wurde festgelegt, dass
alle vom Verein Lebensborn auf der Gemarkung Nordrach
gekauften Grundstücke Lgb. Nr. 24 und 24/1, mit Ausnahme
des Hausmeisterhauses am nördlichen Eck des Grundstücks,
Lgb. Nr. 24, zum Standesamtsbezirk II gehören sollten. Das
zuständige Vermessungsamt hatte die genaue Grenze des
neuen Standesamtsbezirks Nordrach II in einem von der Gemeinde
Nordrach zur Verfügung gestellten Plan der Gemarkung
Nordrach einzuzeichnen. Die Ergebnisse dieser Verhandlung
wurden auf Weisung des Innenministers im Ministerialblatt
veröffentlicht.30
Gemäß einem Erlass Hitlers vom 19. Mai 194331 erwarben
deutschstämmige Ausländer durch Angehörigkeit oder auch
Einstellung in der deutschen Wehrmacht, Waffen-SS, der deutschen
Polizei oder in der Organisation Todt die deutsche Staatsangehörigkeit
mit Verkündung des Erlasses oder mit dem Tag
ihrer Einstellung. Da Engber am 13. April 1942 in die Waffen-
SS eingetreten war,32 hatte er die deutsche Staatsbürgerschaft
erworben und konnte infolgedessen nun auch als deutscher
Beamter bestellt werden. Am 7. Februar 1944 vollzog Spitzmüller
die Bestellung Engbers zum Standesbeamten und informierte
am gleichen Tag das Amt L des Lebensborn sowie Landrat
Wagner.33
Infolge der ärztlichen und verwaltungstechnischen Erfordernisse
erhöhte sich der Personalschlüssel in den Wochen
nach der Eröffnung kontinuierlich. Innerhalb des Novembers
reisten die Beschließerin und Wirtschaftsführerin Marianne
mit ihrer Tochter sowie Sekretärin Adolfine Adler, ebenfalls mit
ihrer Tochter, an. Die Oberschwester Gerda Kniebe trat am
1. Dezember 1942 in das Angestelltenverhältnis mit dem Heim
„Schwarzwald". Mit dem Eintreffen der Schwester Anna unterstanden
der Oberschwester nunmehr fünf Schwestern. Anna
Linnartz, Mutter eines Sohnes, den sie nach Nordrach mitbrachte
, wurde am 28. Februar 1943 als feste Heimhebamme
eingestellt.34
Die Einrichtungsarbeiten waren auch nach der Eröffnung
noch nicht abgeschlossen, da sie aufgrund des Arbeitskräftemangels
nur sehr langsam fortschritten.35 Zugleich wurden
hinsichtlich der Verteilung der Räume des Heimes Änderungen
getroffen.36 Das Standesamt sollte in das vorgesehene Bestrahlungszimmer
und ein Mütterzimmer in das Sprechzimmer
der Oberschwester umgewandelt werden. Die Einrichtungsarbeiten
zogen sich dermaßen in die Länge, dass Hage-
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