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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 348
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Dorothee Neumaier

nik der Medizinischen Fakultät der Reichsuniversität aufmerksam
wurde. Im Mai 1943 kontaktierte Ebner den Direktor der
Kinderklinik der Reichsuniversität Straßburg, Prof. Dr. Kurt
Hofmeier, mit der Bitte, die Kinderstation des Heimes „Schwarzwald
" in regelmäßigen Abständen durch einen Assistenten
überwachen zu lassen.57 Nachdem Hofmeier und sein Oberarzt
Prof. Dr. Wolfgang Kiehl das Heim „Schwarzwald" in der
Pfingstwoche besichtigt hatten,58 wurde Kiehl als ärztlicher
Fachberater des Lebensborn e.V. eingestellt. Zunächst waren
Visiten in Abständen von sechs bis acht Wochen vorgesehen.
Aus einem späteren Dokument geht jedoch hervor, dass Kiehl
alle vier Wochen das Heim kinderärztlich überwachte.59 Pro
Besuch erhielt er 50 Reichsmark, zudem erstattete der Lebensborn
die Fahrtkosten. Der Höhere SS- und Polizeiführer Hofmann
ließ Kiehl den Privatwagen wieder zu, damit er diesen
für seine regelmäßigen ärztlichen Visiten in Nordrach nutzen
konnte und nicht mit dem Zug anreisen musste.60

Kiehls Verbleib nach seiner Flucht aus Straßburg bleibt unklar
. Nachdem Hofmeier am Morgen des 23. Novembers 1944
feststellte, dass die Amerikaner in den Vorstädten von Straßburg
standen, verabschiedete er sich in der Klinik und nahm in
seinem Wagen seine Sekretärin, die Oberin der Kinderklinik
sowie einen Professor der Reichsuniversität mit und passierte
am Vormittag die Rheinbrücke in Kehl.61 Kiehl hingegen
lehnte die Mitfahrt ab und flüchtete mit dem Fahrrad. In
einem späteren Lebenslauf für die Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg, wo er 1953 einen Lehrauftrag erhielt, gab
Kiehl an, nach der Räumung Straßburgs Ende 1944 im Februar
1945 als Kinderarzt in Wernigerode notdienstverpflichtet worden
zu sein.62 Demnach lassen sich über Kiehls Aufenthaltsort
und seine Tätigkeit im Zeitraum vom 23. November 1944 bis
Ende Februar 1945 nur Mutmaßungen anstellen. Es wäre
durchaus denkbar, dass Kiehl zunächst das Heim „Schwarzwald
" aufsuchte - galt es doch als sicherer Ort im Schwarzwald,
noch weit genug weg von der näherrückenden Front, zumal
Kiehl bei einer Flucht mit dem Fahrrad eigene Pläne gehabt
haben muss, sonst wäre er mit Hofmeier mitgefahren. Zudem
berichtete eine Säuglingsschwester in ihrem Spruchkammerverfahren
von einem Oberarzt, der Anfang 1945 im Heim
„Schwarzwald" anwesend und für Personalfragen zuständig
gewesen sein soll.63

Da neben dem Bereitschaftsarzt Bräutigam und dem ärztlichen
Fachberater Kiehl ein eigener Heimarzt für die medizinische
Betreuung unerlässlich war, wurde Dr. Elisabeth Brake, die


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