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Die Gemeinde Nordrach und das Lebensbornheim „Schwarzwald"
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1940 als Mutter und Ärztin im Heim „Friesland" gewesen war,64
von der Zentrale in das Heim „ Schwarzwald" geschickt, um
dort vertretungsweise die vakante Arztstelle zu besetzen. Ihre
Ankunft samt Sohn in Nordrach Anfang Dezember lässt sich
jedoch nicht auf den Tag genau belegen. In seinem Aktenvermerk
vom 18. Dezember 1943 hielt Ebner fest, dass Brake seit
14 Tagen im Heim arbeitete.65 Ihre Abreise - mit einem
Schwarzwälder Tannenbaum im Gepäck - erfolgte zwischen
dem 21. und dem 23. Dezember, denn das Weihnachtsfest verbrachte
die Ärztin bei ihren Eltern in Kassel.66
Die Position des Arztes und Heimleiters wurde rund zehn
Wochen nach Bissings Ausscheiden neu besetzt. Dr. Eberhard
Brandenburg, 1943 als Luftwaffenreservestabsarzt der Waffen-
SS zwangsüberstellt,67 wurde am 1. Januar 1944 als Arzt dem
Lebensborn zur Verfügung gestellt.68 Nachdem seine ärztliche
Einweisung im Heim „Hochland" erfolgt war, schickte man
Brandenburg nach Nordrach, wo er etwa drei Monate lang tätig
war. Seine Ehefrau zog mit dem gemeinsamen Sohn ebenfalls
nach Nordrach. Sie wohnten während dieser Zeit in einem
Nordracher Gasthaus - vermutlich im Gasthaus „Zur Post".69
Während seiner Zeit in Nordrach kam Brandenburg des Öfteren
mit dem Nordracher Holzhändler Wilhelm Spitzmüller II70
vom Gaberhansenhof zusammen.71 In seinem Beisein äußerte
sich Brandenburg ebenso regimekritisch wie nach seiner Versetzung
im Mai 1944 im Heim „Harz" gegenüber den Müttern
und Angestellten in Wernigerode. Die dortige Oberschwester
Luise Wimmer denunzierte Brandenburg schließlich mehrfach
wegen staatsfeindlicher Propaganda, defätistischer Äußerungen
und Verächtlichmachung der Organisation Lebensborn in
der Zentrale.72 Am 9. November 1944 wurde er von der Gestapo
Celle verhaftet und blieb bis Kriegsende interniert. Auf Weisung
des SS- und Polizeigerichts Braunschweig saß er ab dem
9. November 1944 im Gefängnis in Braunschweig in Untersuchungshaft
; seine Überführung in die Offiziershaftanstalt
Querum erfolgte am 10. Januar 1945.73
Mit Brandenburgs Ausscheiden zum Mai 1944 war die Arztstelle
im Heim „Schwarzwald" wiederum über zweieinhalb
Monate vakant. Dr. Hildegard Buchwald, zuvor in drei anderen
Heimen des Lebensborn tätig, erreichte am 18. Juli 1944 gemeinsam
mit ihrer Tochter Nordrach.74 Buchwald blieb bis zur
Auflösung des Heimes „Schwarzwald" dort, dennoch existieren
über ihre ärztliche Tätigkeit nahezu keine Dokumente. Am
17. April 1945 ging ein Säuglings- bzw. Kindertransport von
Nordrach nach Steinhöring, in dem sich die Tochter von Frau
Buchwald, die Tochter der Beschließerin Marianne und der
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