http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0354
Die Gemeinde Nordrach und das Lebensbornheim ..Schwarzwald
SS-Sippengemeinschaft aufgenommen werden. In der Regel
fand dieses Zeremoniell zwei bis drei Wochen nach der Entbindung
statt, sodass die Frauen nach dem Wochenbett auch körperlich
in der Lage waren, daran teilzunehmen. Die Anzahl der
im Heim „ Schwarzwald" vollzogenen Namenweihen lässt sich
mangels Archivalien nicht beziffern. Nichtsdestotrotz fanden
diese tauf ähnlichen SS-Rituale auch in Nordrach statt - in Ermangelung
eines Heimleiters jedoch vermutlich nicht mit der
intern gewünschten Regelmäßigkeit.90
Trotz der Vorgabe, die Kinder „gottgläubig" zu erziehen,
wurde ein Lebensbornkind, allerdings im Heim „Wienerwald"
geboren, in Nordrach im ersten Jahresdrittel 1943 katholisch
getauft.91 Die Mutter befand sich mehrere Monate in Nordrach,
sodass hierbei zwei wesentliche Faktoren, welche diese Taufe
wohl erst ermöglichten, angeführt werden müssen. Zum einen
war dieses Kind mit mehreren Monaten schon so alt, dass es
nicht mehr auf der Neugeborenenstation untergebracht war.
Zum anderen kann angenommen werden, dass die Mutter als
Angestellte im Heim „Schwarzwald" beschäftigt war, sodass sie
außerhalb des Dienstes natürlich frei über die Zeiten, in denen
sie ihr Kind zu sich nahm, bestimmen konnte. Gleichzeitig war
es ihr als Angestellte auch gestattet, das Heim mit ihrem Kind
für kurze Ausflüge, beispielsweise Spaziergänge, zu verlassen.
Im Jahr 1945 wurden drei weitere Kinder, geboren im Heim
„Schwarzwald", in Nordrach getauft.92 Diese Taufen sollten jedoch
nach anderen Gesichtspunkten bewertet werden. Zum
einen waren alle Kinder ehelich, demnach befanden sich die
Mütter wohl nicht in einer Notsituation, welche sie zwangsläufig
vom Lebensborn abhängig gemacht hätte. Zum anderen
war im ersten Jahresdrittel 1945 das Kriegsende absehbar.
Schriftliche Berichte an die Zentrale des Lebensborn e.V.
über die Inhalte weltanschaulicher oder gesundheitsspezifi-
scher Schulungen für die Schwangeren und Mütter sind aus
dem Heim „Schwarzwald" nicht erhalten. Trotz der fehlenden
Quellen ist es unbestritten, dass weltanschauliche Schulungen
auch in Nordrach stattgefunden haben müssen. In Ermangelung
eines festen Heimleiters kam Oberschwester Kniebe hierbei
eine tragende Rolle zu, wie Ebner im Mai 1943 feststellte:
„Die weltanschauliche Betreuung der Heiminsassen liegt auch
hauptsächlich in den Händen der Oberschwester Gerda Kniebe.
Da sie selbst den Lebensborn-Gedanken voll und ganz bejaht,
ist die Einstellung der Mütter und Schwestern entsprechend."93
Eine eigene Mütterschule, die Kenntnisse in Hauswirtschaft,
Säuglingspflege und Kindererziehung vermittelte, wurde im
Heim „Schwarzwald" nicht eingerichtet. Vielmehr empfahl
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