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Dorothee Neumaier
Ebner, für die zehntägige Kursdauer eine Lehrkraft aus Karlsruhe
kommen zu lassen.94 Dies erklärt sich angesichts der mitunter
geringen Belegungszahlen und der Tatsache, dass mit
zunehmendem Kriegsverlauf auch vermehrt verheiratete
Frauen von SS-Angehörigen nach Nordrach kamen, die bereits
Kurse an einer sogenannten Bräuteschule absolviert hatten.
Anfang 1944 ordneten Himmler und der Reichsminister
des Inneren an, dass jede im Lebensbornheim zur Entbindung
kommende Frau zu der Geburt ihres ersten Kindes Johanna
Haarers Buch Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind95
als Geschenk des RFSS erhalten sollte.96 Haarers einflussreiche
und auflagenstarke Erziehungsratgeber waren, obgleich sie als
Lungenfachärztin keine pädiatrische Ausbildung vorweisen
konnte, weit verbreitet und zielten auf eine Einordnung in die
Volksgemeinschaft, auf die Erziehung zu militärischen Tugenden
wie Disziplin, Gehorsam, Ordnung und Sauberkeit sowie
auf Schmerz- und Gefühlsunterdrückung ab.97
Die Ernährung im Heim „Schwarzwald"
Himmler legte größten Wert auf die Ernährung der Schwangeren
, Mütter und Kinder in den Lebensbornheimen und setzte
seine Ideen und Vorstellungen rigoros um. Bereits 1941 hatte er
angeordnet, für die Lebensbornheime regelmäßige Frischobstlieferungen
aus Italien zu veranlassen.98 Gleichzeitig legte er
fest, in allen Heimen statt Brötchen mit Kaffee Haferbrei als
Frühstück zu verabreichen, wobei er forderte, diese Anordnung
rückhaltlos durchzuführen. Auch ließ er den einzelnen Heimen
Sonderzuteilungen zukommen, die seinen Vorstellungen
von gesunder Ernährung entsprachen, wie beispielsweise für
jedes Heim eine einmalige Lieferung von rund 140 kg Sonnenblumenkernen
, die wegen ihres Ölgehalts an die Mütter und an
größere Kinder zum Knabbern verteilt werden sollten.99 Nicht
nur die Ernährung mit vitamin- und nährstoffreichen Lebensmitteln
in den einzelnen Lebensbornheimen, sondern auch
die fachgerechte Zubereitung, möglichst ohne Nährstoffverlust
, beschäftigte ihn.100 So überrascht es auch nicht, dass von
den Küchenleiterinnen in den Lebensbornheimen Kenntnisse
der Diätküche erwartet wurden.101 Ab 1943 sollte dies bei Neuanstellungen
berücksichtigt werden. Vom 21. Juni bis 24. Juni
1943 fand beispielsweise im Heim „Hochland" in Steinhöring
ein „Diätküchenkurs" statt, an dem die Köchinnen aus folgenden
Heimen teilnahmen: „Schwarzwald", „Sonnenwiese",
„Hochland", „Kurmark", „Wienerwald", „Harz", „Friesland",
„Pommern" und „Taunus".102 Helene Oehler, die Köchin aus
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