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Die Gemeinde Nordrach und das Lebensbornheim „Schwarzwald"
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gepunktet dargestellt und Obstsaft oder Obst hellgelb. Milchfreier
Zwieback mit Apfelbrei, Halbmilch-Löffelbrei, 2/3-Milch-
Löffelbrei und Tee erhielten dunkle Schraffierungen, deren
Farben auf dem Dokument nicht mehr genau erkennbar sind.
Welcher genauen Beobachtung die Säuglinge und Kinder in
den Lebensbornheimen unterstanden, ist auch anhand der
Gewichtskurven, welche für jeden Säugling geführt werden
mussten, erkennbar. Nicht nur die verabreichte Säuglingsnahrung
wurde penibel dokumentiert, sondern auch die daraus
resultierende Konsistenz des Stuhlgangs. Acht unterschiedliche
Symbole kategorisierten die Beschaffenheit der Ausscheidung
.123
Verbindungen des Lebensbornheimes
zu Nordrach und Zell am Harmersbach
Die Gesamtzahl der Beschäftigten aus Nordrach und Zell im
Heim „ Schwarzwald" lässt sich nur lückenhaft rekonstruieren,
da die einheimischen Angestellten nicht im Fremdenbuch er-
fasst wurden und lediglich Heimschwestern in diversen Archivdokumenten
namentlich genannt wurden. Insgesamt
waren jedoch mindestens sechs junge Mädchen aus Nordrach,
davon zwei als Vorschülerinnen, eine als Küchenhilfskraft und
eine als Saaltochter, im Heim angestellt. Des Weiteren stammte
der Hausmeister - Vater einer der Vorschülerinnen - aus Nordrach
, die Köchin war mit einem Nordracher verheiratet und
ebenfalls dort wohnhaft. Die Gemeindehebamme Josefine
Kempf wurde vertretungsweise vereinzelt zu Geburten hinzugezogen
, sodass sich die nachweisbare Gesamtzahl der Nordracher
Angestellten auf neun Personen beläuft. Ein Pflichtjahr-
mädchen kam nicht gebürtig aus Nordrach, auch wenn ihre
Familie einige Jahre im Ort wohnte. Unklar bleibt, welche
Frauen als Waschfrauen angestellt waren, wobei anzunehmen
ist, dass hierbei auf Nordracherinnen oder Zellerinnen zurückgegriffen
wurde.
Schwester Luise, laut Fremdenbuch die einzige Braune
Schwester - wie die elitären NS-Schwestern genannt wurden -
welche in Nordrach beschäftigt war, stammte aus Zella. H. und
war die Tochter der Hebamme Maria Herrmann,124 welche vereinzelt
vertretungsweise zu Geburten im Heim „ Schwarzwald"
hinzugerufen wurde. Schwester Luise wurde Ende November
1942 aus dem Heim „Harz" nach Nordrach versetzt.125 Ihre
Schwägerin, Schwester Sabine, Schwiegertochter der Hebamme
Herrmann, war im Heim „Harz" tätig und bestätigte 1947 in
einer polizeilichen Vernehmung die Aussagen der dortigen
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