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Dorothee Neumaier
Oberschwester gegen Brandenburg.126 Mit dem Bereitschaftsarzt
Bräutigam waren insgesamt drei Zeller für das Heim
„Schwarzwald" tätig.
Doch nicht nur als Arbeitgeber wurde das ortsansässige Lebensbornheim
genutzt. Es ergaben sich auch wirtschaftliche
Verbindungen zu den einheimischen Bauern und Lebensmittelhändlern
. Während die Milchlieferungen vom Schwarz-
Bauern bezogen wurden/27 belieferte die Metzgerei Gebele -
außer während ihrer kurzzeitigen Schließung vom 1. April bis
15. Oktober 1943 - das Heim mit Fleisch.128 Das Brot stammte
aus der Nordracher Bäckerei Erdrich.129 Somit pflegten zwei
Nordracher Betriebe und ein Großbauer Geschäftsbeziehungen
zum Lebensbornheim. Es kann vermutet werden, dass weitere
Bauern ihre Eier, Feldfrüchte oder saisonales Obst und Gemüse
an das Heim verkauften. Entsprechend der Dienstanweisung
für die Ärzte des Lebensborn musste der Stall, aus dem die
Milch für das Lebensbornheim bezogen wurde, entweder von
dem Heimleiter oder durch das Gesundheitsamt kontrolliert
werden.130 Da es üblich war, die Milch von einer einzigen Kuh
zu beziehen,131 kann es nahezu ausgeschlossen werden, dass
wechselnde Bauern bzw. unterschiedliche Kühe als Milchlieferanten
dienten.
Die örtlichen Gaststätten mit Übernachtungsmöglichkeit
verdienten ebenfalls an Gästen, welche Mütter oder auch Kinder
im Heim „Schwarzwald" besuchen wollten. Diese Aufenthalte
und Einquartierungen in Gasthäusern wurden von der Zentrale
des Lebensborn aufgrund der Tuberkulose-Ansteckungsgefahr
nicht gerne gesehen, ließen sich aber nicht vermeiden.132
Neben den wirtschaftlichen Verbindungen zwischen dem
Lebensbornheim und der Gemeinde bestanden auch medizinische
Kontakte, welche von Ludwig Spitzmüller initiiert wurden
. Zum einen erbat der Bürgermeister 1943 von Bissing die
ärztliche Betreuung des Ortskindergartens.133 Im Rahmen dieser
Betreuung sollten die Kinder alle vier Wochen und Kinder
im Alter von sechs Jahren mit Tuberkulin untersucht werden.
Diese Untersuchungen durften nicht im Heim „Schwarzwald"
stattfinden, daher musste Spitzmüller einen Raum zur Verfügung
stellen.134 Zum anderen ermöglichte der Bürgermeister
dem Lebensbornheim Röntgenuntersuchungen im Kurhaus
Spitzmüller. Himmler hatte im September 1943 angeordnet,
dass Röntgen- und sonstige Untersuchungen, die nicht in den
Lebensbornheimen durchgeführt werden können, im nächstgelegenen
Krankenhaus vorgenommen werden sollten.135 Im
Zuge dessen hatten die einzelnen Heime namentlich mitzuteilen
, welche Krankenhäuser hierfür infrage kamen. Oberschwes-
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