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Martin Ruch
mein Amt. Seien Sie aber vorsichtig, er ist ein gefährlicher Mann,
wir müssen vorsichtig sein/ Ich erklärte mich bereit, mit Gelb den
Gefangenen zu begleiten. Das Futteral meiner 08-Pistole öffnete
ich, so daß ich bei einem evt. Angriff schnell ziehen könnte. Gelb
nahm seine Pistole in die Hand. Wir gingen mit dem Gefangenen
vom Arrestlokal in Richtung Gemeindehaus. Auf einem kleinen
Platz machte der Gefangene eine plötzliche Bewegung. Ich weiß
nicht, wollte er fliehen oder uns angreifen. Bürgermeister Gelb
feuerte sofort auf den Häftling, er tötete ihn. Ich selbst war im
Augenblick so verdutzt, dass ich gar nicht reagieren konnte. Ich
ging dann weiter, ohne mich um den Toten zu kümmern, das war
Sache des Bürgermeisters."
Doch ein anderer Täter, der Strafgefangene Heinrich Hamann
in der Krankenabteilung der Vollzugsanstalt Münster (er war zu
dreimal lebenslänglich wegen Massenmorden verurteil worden
) sagte 1972 aus:
„Ruby hat bei meiner Hauptverhandlung behauptet, bei der Judenerschießungsaktion
, die von mir und meinen Leuten im Sommer
1942 in Mszana-Dolna durchgeführt wurde, nicht anwesend
gewesen zu sein. Dies stimmt sicherlich nicht. Ich erinnere mich
nämlich genau, dass bei dieser Aktion die Angehörigen des polnischen
Polizeipostens Mszana-Dolna eingesetzt waren, also Beamte
, die Ruby unterstellt waren."
Franz Sliwa als Zeuge gab an, Ruby habe am 1.5.1941 in
Mszana-Dolna 22 Juden nur deshalb erschossen, weil sie verspätet
zur Entlausung erschienen.
Zu seiner Einstellung gab Ruby in ersten Aussagen vor der
Staatsanwaltschaft in Offenburg 1961 an:
„Ich bin gefragt worden, ob und in welcher Weise wir uns während
der Rückfahrt über die Erschießung der Juden unterhalten
und dazu Stellung genommen haben. Für mich war es klar, dass
hier unschuldige Menschen erschossen worden sind. Wir haben
uns keine besonderen Gedanken darüber gemacht. Es war ja von
,oben' befohlen. Darüber hinaus sind derartige Aktionen in der
zurückliegenden Zeit häufiger durchgeführt worden. Es war also
für mich und ich glaube auch für meine Kameraden nichts Besonderes
. Ob die Erschießung recht oder unrecht war, danach hat
von uns keiner gefragt."
Aussage des polnischen Zeugen Stefan Dudzik vor Gericht
(Übersetzung):
„Ich bin Schmied, besitze eine eigene Schmiede. Ich kannte Ruby
vom Sehen. Im Herbst 1942 wurde vor meine Schmiede ein junger
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