Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 378
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Günther Fischer

union, Polen und Rumänien. Sogenannte nichtjüdische deutsche
Funktionshäftlinge hatten das Kommando. Zumeist waren
es Berufsverbrecher, die unter Schlägen zur Arbeit antrieben.
Gearbeitet wurde zwölf Stunden bei jedem Wetter. Es gab nur
ein kleines Stück Brot mit etwas Käse oder Margarine, abends
noch einen Teller Suppe. Der schon erwähnte Bauzug kam auch
auf der Schwarz waidbahn zum Einsatz. Zeitzeugen beobachteten
ihn etwa ab der Wende 1944/45 zusammen mit einem
riesigen Eisenbahngeschütz auf Höhe des Zinkens Einet. Die
Artenberg-Steinbrüche gaben dem Geschütz und dem rollenden
KZ Deckung bei Luftangriffen. Die Häftlinge in Sträflingskleidung
waren scharf bewacht und in einem erbärmlichen
körperlichen Zustand. Bei der Einet-Unterführung war eine Latrine
angelegt. Manche Gefangene waren so schwach, dass sie
den Bahnkörper nur herunter- bzw. hinaufkrabbeln konnten.
Die Laune der Kapos bestimmte, ob sie von den Anwohnern
Lebensmittel annehmen konnten oder ob Kinder gegen ein
Glas Milch holzgeschnitzte Flugzeuge, Panzer o.Ä. eintauschen
durften. Einer drohte bei Wiederholung mit Erschießen. Unterernährung
, ständiger Durchfall und die Schinderei brachten N.
Klein vermutlich den Tod. Zwei Steinacher, damals im Pimpfenalter
, erinnern sich genau: Häftlinge zogen einen Leiterwagen
mit dem leblosen Körper, notdürftig abgedeckt, über die Landstraße
zum Rathaus. Der Transport wurde von SS-Männern gesichert
. Die Beine des Toten schleiften über die Straße und
hinterließen eine Blut spur. Der Totengräber B. Obert erhielt den
Auftrag, die Leiche hinter der Friedhofsmauer in einem Dreckhaufen
zu verscharren. Erst auf Anordnung der französischen
Besatzungsmacht wurden die Gebeine in die Reihe der Ehrengräber
umgebettet. Bis heute ist die Grabstätte mit dem Judenstern
in einem gepflegten Zustand erhalten.

Es wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben, unter welchen
Umständen Nikolaus Klein in das Lager Flossenbürg in
Bayern kam. Mit ziemlicher Sicherheit gehörte er zu den Juden,
die um die Jahreswende 1944/45 aus einem Vernichtungslager
im Osten zu Tausenden auf einen der berüchtigten Todesmärsche
bei eisiger Kälte und Schneesturm nach Westen getrieben
wurden. Die Wachmannschaften hatten Befehl, Krematorien
zu zerstören und möglichst die Spuren ihrer Verbrechen zu
verwischen.

In Rumänien herrschte zu Beginn der vierziger Jahre der faschistische
Diktator Antonescu. Die gefürchtete Eiserne Garde
und das Militär machten mit den deutschen Nazis gemeinsame
Sache: Juden hatten Berufsverbot, aus der Armee wurden sie
ausgeschlossen, und in Arbeitsbrigaden mussten sie Zwangsar-


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