http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0384
Erinnerungskultur in Offenburg: Bilanz und Blick in die Zukunft 383
Das Kommunalmuseum wiederum sammelt Objekte, die
einen hohen Aussagewert besitzen oder symbolisch für wichtige
Ereignisse und Entwicklungen in der Stadtgeschichte stehen
. Die Inszenierung in einer Ausstellung erklärt später den
historischen Kontext und stellt eines der Vermittlungsangebote
dar. So können Archiv und Museum gemeinsam für die Besucher
die Zusammenhänge, auch mit gegenwärtigen Entwicklungen
, herstellen. An Gedenktagen werden vergangene Ereignisse
so gedeutet, kommuniziert und praktiziert, dass sie gegenwärtig
bleiben, dass „Vergangenheit und Gegenwart an
bestimmten Orten und in bestimmten Handlungen ineinanderfließen
(Assmann, S. 54 ff.)/'
Auch Erinnerungsorte wie beispielsweise historisch bedeutende
Gebäude, Denkmale, Friedhöfe, Straßennamen einer
Kommune können identitätsstiftend für die Stadtbevölkerung
wirken. Das geschieht immer dann, wenn persönliche Erinnerungen
für die eigene Identität als relevant eingestuft und mit
dem jeweiligen Symbol verknüpft werden können. Die persönlichen
Erinnerungen müssen mit dem historischen Ereignis
nicht direkt verbunden sein. Die Erinnerung muss nicht positiv
besetzt sein, sie kann durchaus konflikthaft oder negativ
konnotiert sein.
Kennzeichen der städtischen Erinnerungskultur in Offenburg
In Offenburg stehen, wie anfangs erwähnt, zwei herausragende
historische Ereignisse im Mittelpunkt der städtischen Erinnerungskultur
: das Erforschen und Gedenken an die Demokratiebewegung
des Vormärz und die Revolution von 1848/49 sowie
an die Zeit der NS-Herrschaft und des Holocausts. Mit dem
„Salmen" verfügt Offenburg über ein außergewöhnliches Kulturdenkmal
von nationaler Bedeutung, das symbolhaft zugleich
für diese beiden Aspekte der deutschen Geschichte steht.
Umgang mit der liberalen und demokratischen Tradition
von Vormärz und der Revolution 1848/49
Das historische Gedenken an das Ereignis „1848" geht auf das
Jahr 1874 zurück. Erstmals zum 25. Gedenken an die gescheiterte
Revolution von 1848/49 fanden ausschließlich in den
deutschen Großstädten Frankfurt und Berlin und in Südwestdeutschland
einige wenige Veranstaltungen statt. In den darauffolgenden
140 Jahren wurde die Erinnerung an 1848/49 je
nach „politischer Wetterlage" wachgehalten, verdrängt, umgedeutet
oder vergessen.
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