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Erinnerungskultur in Offenburg: Bilanz und Blick in die Zukunft
Abb. 1: Szenen vom
Offenburger
Freiheitsfest (1997)
sind tatsächlich mit dem Freiheitsfest 1997 wieder in das Be-
wusstsein der Stadtgesellschaft vorgedrungen. Die Frage, wie
eine demokratische Festtradition in einer ritualisierten Form in
der Kommune verankert werden kann, wurde dennoch zum
Teil heftig öffentlich diskutiert.
1980 gelang eine Popularisierung des revolutionären Erbes
in Offenburg erstmals bei den Heimattagen Baden-Württemberg
mit einer großen Ausstellung. Diese trug den Titel Offenburg
und die badische Revolution von 1848/49. Mit dieser Präsentation
brachte das Stadtarchiv zum Ausdruck, dass sich Heimatgeschichte
nicht auf das Betrauern der sogenannten „guten alten
Zeit" beschränken darf, sondern die demokratisch-revolutionäre
Bewegung als Teil der Heimatgeschichte zu betrachten ist.
Wie bereits 1947 ging die Gedenkinitiative im deutschen
Südwesten 1997 erneut von Offenburg aus. Vonseiten der Stadt
wurde die wissenschaftliche Aufarbeitung und Vernetzung mit
anderen ehemaligen Revolutionsstädten vorangetrieben. Es
scheint so, als habe die 1848er-Revolution im deutschen Südwesten
inzwischen ein Heimrecht erhalten. Selbst radikalere
Revolutionäre wie Hecker und Struve erhielten einen Ehrenplatz
in der historischen Ahnengalerie. Diese unverkrampftere
Haltung markierte zugleich das „Ende der deutsch-deutschen
Erbschaftsfehden" und die Befreiung von ideologischem Ballast
, die eine Neubewertung der politischen Rolle von Demokraten
und Republikanern in der Revolution ermöglichte.
Mit Kolloquien und populärwissenschaftlichen Publikationen
gelang es der Stadt Offenburg, breite Bevölkerungskreise
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