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386 Wolfgang M. Gall, Carmen Lötsch
über die Ereignisse von 1848/49 zu informieren und sie an der
öffentlichen Erinnerungskultur partizipieren zu lassen. Hatte
das Revolutionsjubiläum 1947 noch in der halbvollen Stadthalle
stattgefunden, gelang beim 150. Jubiläum die Popularisierung
unter dem Motto Der Freiheit ein Fest Den Höhepunkt
bildete das dreitägige Offenburger „ Freiheitsfest", an dem über
130 000 Besucher teilnahmen. Inzwischen ist dieses Fest selbst
in die Erinnerungskultur der Stadt eingegangen.
Mit der Einweihung des „Salmen" als Erinnerungs- und
Veranstaltungsstätte durch den damaligen Bundespräsidenten
Johannes Rau (2002) hat sich Offenburg für einen bewussten
Umgang mit dem demokratischen Aufbruch von 1847 entschieden
. Dabei wurde gerade NICHT ausgeblendet, dass der
Salmen zugleich für die kollektive Zerstörung der Menschenrechte
steht. Vielmehr verfolgt die Stadt Offenburg das Konzept
, hier zwei extreme gesellschaftspolitische Ereignisse zu
verdeutlichen, die zugleich Teil der Offenburger Stadtgeschichte
sind und für die der Offenburger Salmen steht.
Der „Salmen" ist seither als „Denkmal von nationaler Bedeutung
" eingeordnet und gehört zu den wichtigsten Erinnerungsorten
Baden-Württembergs. Dieser Ort ist ein Kristallisationspunkt
der Erinnerung, der sich durch eine besondere
symbolische Bedeutung auszeichnet: Er steht für eine differenzierte
Erinnerung, die einerseits die demokratischen Traditionen
der Stadt umfasst und andererseits deren Zerstörung thematisiert
. Der damalige Bundespräsident Johannes Rau fasste
diesen Sachverhalt in seiner Eröffnungsrede zusammen: „Wir
leben in einer Zeit, in der nicht nur die jungen Menschen, sondern
auch wir Ältere Demokratie hinnehmen, als sei sie eine
Abb. 2: Bundespräsident
Johannes Rau
mit dem damaligen
Oberbürgermeister
Dr. Wolf gang Bruder
vor der Gedenkwand
im Salmen (2002)
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