Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 387
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Erinnerungskultur in Offenburg: Bilanz und Blick in die Zukunft 387

Selbstverständlichkeit. Erst wenn wir uns vergewissern, dass
Menschen dafür ihr Leben gegeben haben, erst dann wird uns
deutlich, was auf dem Spiel steht, wenn die Demokratie gefährdet
ist, und darum meine ich, ein solcher Ort wie der Salmen
kann uns das deutlich machen/'

Seit 2003 finden im Offenburger „Salmen", neben vielen
herausragenden Veranstaltungen, jährlich zwei bedeutende
Erinnerungs- und Gedenkformate statt. Bei den Salmengesprä-
chen am 12. September werden Themen zum Demokratieverständnis
kontrovers diskutiert; am 9. November erinnert Offenburg
an das Schicksal der Offenburger Juden. Beide Veranstaltungen
gehen dabei über den rein historischen Rahmen
hinaus und beziehen aktuelle Entwicklungen mit ein. Im
„Salmen" finden auch die Sitzungen des Offenburger Gemeinderates
statt. Mit der Entscheidung für den „Salmen" trägt der
Gemeinderat in besonderem Maße dazu bei, dass die Erinnerungen
an den Vormärz einerseits sowie an Diktatur, Gewalt
und Unrecht andererseits im kollektiven Gedächtnis der Stadtgesellschaft
aktuell bleiben.

Umgang mit der eigenen NS-Zeit

Nach 1945, bedingt durch die Gewalterfahrungen des zweiten
Weltkrieges sowie den Holocaust mit den unmenschlichen Erfahrungen
des Massentötens von Menschen, wurde eine völlig
neue Bewertung der kollektiven Erinnerungen notwendig. Dies
stellte ungekannte Herausforderungen an das individuelle Erinnern
und das kollektive Gedächtnis. Geschichtswissenschaft
in Deutschland und Europa und große Teile der Gesellschaft
interpretieren und beurteilen aufgrund dieser Erfahrungen
auch frühere Gewaltexzesse heute neu und oft ganz anders.

Die negative Erinnerung an den Holocaust und die gesellschaftliche
Schuld bilden heute einen Kern der Identität der
Deutschen. Im Verlauf der Auseinandersetzung mit der eigenen
Geschichte scheint es in den vergangenen Jahrzehnten
gelungen zu sein, Schuld nicht abzuwehren, sondern sich dieser
zu stellen.

Wird der „Schatten" der NS-Zeit weiter wirken? Der renommierte
Historiker Christian Meier ist der Ansicht, dass wir ein
unbefangenes Verhältnis zu unserer Geschichte nicht wieder
gewinnen. Unter diesem „Schatten" dürften wir allerdings
nicht Zukunftslosigkeit oder Selbsthass verstehen. Eine negative
Erinnerung sei keineswegs mit einem „negativen Selbstbild
" gleichzusetzen. Sie ist in das Fundament des deutschen
Staates eingebrannt. Dieses Stigma sei jedoch in positive und


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