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392 Wolfgang M. Gall, Carmen Lötsch
Abb. 4: Ehemalige
osteuropäische
Zwangsarbeiter aus
Polen, Belarus der
Ukraine und Russland
vor dem Offenburger
Rathaus (2003)
7S7 Offenburger Straßennamen erstellte das Archiv 2015 eine
Ausgangsliste mit 53 Personennamen (ca. 7% aller Straßennamen
). Es handelt sich um Persönlichkeiten, die während der
Weimarer Republik und der Zeit des Dritten Reiches lebten und
in dieser Zeit gewirkt haben. Ausgewählt wurden alle Namensgeber
, die nach 1840 geboren wurden und nach 1933 starben.
Zusätzlich untersuchte das Archiv alle Benennungen nach
Straßen, die zwischen 1933 und 1945 vorgenommen wurden.
Es ging dabei um die Frage, ob sich unter den Namen Persönlichkeiten
befinden, die aufgrund ihrer politisch entscheidenden
Position NS-Unrechtsmaßnahmen ermöglicht oder Verbrechen
gegen die Menschlichkeit oder im Rahmen der Gewaltherrschaft
begangen hatten.
Die Studie kam zum Ergebnis, dass sich unter den Untersuchten
überwiegend sogenannte Mitläufer befanden. Als einzige
politisch höchst umstrittene Persönlichkeit wurde Reichspräsident
Paul von Hindenburg benannt. Nach einer heftigen
Mediendebatte fand am 6. November 2016 eine Bürgerveranstaltung
mit über 200 Besuchern statt, bei der die Anwesenden
nach einer Podiumsdiskussion mit dem bekannten Historiker
Professor Dr. Peter Steinbach an Bürgertischen ihre Meinung
äußern konnten. Verwaltung und Gemeinderat bezogen die
Ergebnisse in ihre Beschlussentscheidung mit ein. Die Gemeinderatssitzung
vom 21. November 2016 brachte zum Ausdruck,
dass Paul von Hindenburg als eine höchst ambivalente und
kritische Persönlichkeit in Hinblick auf dessen Haltung zu
Adolf Hitler und die NSDAP darstelle und dies kritisch zu kommentieren
sei, lehnte jedoch eine Umbenennung ab.
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