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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 395
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Erinnerungskultur in Offenburg: Bilanz und Blick in die Zukunft 395

zurücklehnen können. Vielmehr wird eine aktive Erinnerungskultur
mit darüber entscheiden, wie uns langfristig der Umgang
mit den Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft
gelingen kann.

Flüchtlingsströme aus den Kriegs- und Krisengebieten dieser
Welt tragen neue Herausforderungen direkt in unsere Stadtgesellschaft
hinein. Neben kurzfristige Aufgaben wie Unterbringung
, Versorgung mit dem Lebensnotwendigen und der Organisation
von Spracherwerb werden vermehrt Langzeitaufgaben
treten:

1. Wir müssen immer wieder auf ein Neues deutlich machen,
wofür unsere Gesellschaft steht. Diese Haltung müssen wir
Menschen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungshintergründen
begreifbar machen. Im Idealfall ermöglichen wir
den Neubürgern damit, unsere Werte als Teil der neuen, eigenen
Identität zu akzeptieren.

2. Wir müssen der „alteingesessenen" Bevölkerung auch unter
dem Eindruck einer sich stark verändernden Lage ein Fundament
für ihre eigene Verortung ermöglichen, sodass in
der sich verändernden Stadtidentität Bekanntes und Anerkanntes
als Konstanten erhalten bleiben.

In den vergangenen Monaten sahen wir vor allem im Osten
Deutschlands, insbesondere im Freistaat Sachsen, was geschehen
kann, wenn kein Konsens über eine gemeinsame Identität
(mehr) besteht; wenn diese Identität verloren ging in einer Umbruchsituation
und es offensichtlich nicht ausreichend gelungen
ist, einen bedeutenden Teil der Gesellschaft an der Erarbeitung
einer neuen Identität teilhaben zu lassen.

Zeitzeugen des Nationalsozialismus und
deren unmittelbare Nachkommen

Die Erinnerungskultur der Stadt Offenburg, und das ist im
Prinzip typisch für den Westen Deutschlands, hat sich in den
vergangenen Jahrzehnten im Spannungsfeld zwischen zwei
Generationen entwickelt: Denen, die den Nationalsozialismus,
den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen selbst erlebt haben,
und jenen Nachgeborenen, die überaus kritische Fragen an ihre
Eltern und Großeltern stellten.

Was heute in wenigen Worten zusammengefasst werden
kann, war ein langwieriger und schmerzhafter Prozess für alle
Beteiligten. Es gab und gibt keine einfachen Antworten. Und es
gab und gibt nicht eine Geschichte. Das ist bis heute so. Dennoch
haben die Menschen im Westen der Republik ein ge-


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